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Aus einem Totenhaus: Nationaltheater, München

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(Foto: © Wilfried Hösl)

Von Berlin nach Bayern: Frank Castorf inszeniert Oper in München

Leoš Janáčeks 1930 uraufgeführte Oper „Aus einem Totenhaus“ ist etwas, das es eigentlich gar nicht geben kann: einerseits ein Schlüsselwerk der Avantgarde, das formal mit den Konventionen des Musiktheaters bricht, und sich inhaltlich nicht einmal bemüht, die pessimistische Weltsicht des Komponisten halbwegs zu kaschieren.

Und andererseits alles andere als Kassengift, sondern immer wieder auf den Spielplänen zu finden, auch wenn die Produzenten der Uraufführung deutliche Veränderungen vornahmen, um den auf Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ basierenden Stoff zugänglicher zu gestalten. Diese Fassung wurde bis in die 1960er meist gespielt, erst dann setzte sich Janáčeks Originalversion durch.

An der Bayerischen Staatsoper inszeniert Frank Castorf, der als Schauspielregisseur der wohl bekannteste und gnadenloseste Dostojewski-Exeget des deutschsprachigen Theaters ist. Seit 1998 („Otello“ in Basel) inszeniert Castorf auch Opern, darunter einen so skandalösen wie epochalen „Ring“ in Bayreuth, in München ist er allerdings bislang ausschließlich mit Sprechtheater am Resi aufgefallen. Seit seiner mehr oder weniger freiwilligen Demisson als Intendant der Berliner Volksbühne weitet der 66-Jährige aber sein Tätigkeitsfeld konsequent aus – bis ins Münchner Nationaltheater. Und in nicht einmal zwei Monaten wird Castorf schon wieder in München inszenieren, am benachbarten Residenztheater nämlich.

Die musikalische Leitung liegt bei der Australierin Simone Young, von 2005 bis 15 eher glücklose Intendantin der Hamburger Staatsoper und Vertreterin eines ganz, ganz anderen Theaters als dem Castorfschen.

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