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Bastille: Wild World

Auf ihrem Debüt haben sich Bastille noch mit dem Heranwachsen beschäftigt. Vier Millionen verkaufte Alben später hat die Londoner Band natürlich ganz andere Themen.

Wenn jetzt, genau in diesem Moment, ein Außerirdischer auf der Erde ankommen würden, und er würde fragen, wo er gelandet sei: Wie würden wir unsere wunderschöne aber zugleich verrückte Welt beschreiben? „Ich würde ihm sagen, dass er auf einem Planeten gelandet ist, der von fast acht Milliarden Menschen und einem Haufen anderer Spezies bewohnt wird“, sagt Dan Smith, Sänger der Londoner Band Bastille. „Dass wir Menschen diesen Planeten dominieren und überall unseren Fußabdruck hinterlassen haben. Und dass Politik und Gesellschaft sich aktuell im Wandel befinden und dieser Planet voll ist mit Leuten, die versuchen, die Welt um sie herum zu verstehen.“ Das ist nicht nur eine ziemlich akkurate Beschreibung, sondern gewissermaßen auch eine Zusammenfassung dessen, wovon das neue Bastille-Album „Wild World“ handelt: den Irrungen und Wirrungen der Welt, in der wir leben.

Doch der Reihe nach. Angefangen hat alles im Jahr 2010, als Dan Smith beschließt, aus seinem Soloprojekt eine Band zu machen. Gemeinsam mit Keyboarder Kyle Simmons, Bassist William Farquarson und Schlagzeuger Christopher Wood gründet er Bastille. „Bad Blood“, das Debütalbum der Band, ging vier Millionen Mal über die Ladentische. Und während die vier Briten sich ihre Köpfe damals noch um das Heranwachsen und die damit verbundenen Ängste zerbrachen, ist „Wild World“ nun ihr Versuch, die ganze Welt zu verstehen. „Ich habe einfach das Gefühl, dass in den letzten zwei Jahren wahnsinnig viel passiert ist“, so Smith. „Umweltkatastrophen, Terroranschläge, politische Entwicklungen. Es geht nicht darum, unsere Meinung dazu kundzutun, sondern wie es ist, als ganz normaler Mensch auf das zu reagieren, was um uns herum passiert – während wir gleichzeitig mit unseren Alltagsproblemen jonglieren.“

Der Song „Warmth“ handelt etwa davon, wie überwältigend es manchmal sein kann, in die Zeitung zu schauen oder die Nachrichten einzuschalten. In dem von Streichern umspülten „The Currents“ wundern Bastille sich über all jene Menschen, die untragbare Ideen in die Welt hinaus posaunen – das können Donald Trump und Nigel Farage oder einfach ein Typ im Pub um die Ecke sein. Überhaupt macht „Wild World“ schnell klar: Bastille haben etwas zu sagen. Sie sind mehr als das oberflächliche Pop-Phänomen, das viele nach dem Erfolg ihres Debüts in ihnen gesehen haben. „Ehrlich gesagt ist mir ziemlich egal, wenn Leute so etwas denken“, sagt Smith. „Wir geben auch nichts auf Genres und Labels, sondern versuchen einfach, so kreativ und interessant wie möglich zu sein. Für uns zählt jedes kleine Detail in den Texten, der Produktion, den Musikvideos und dem Artwork.“

„Wild World“ ist deshalb noch mutiger und draufgängerischer als der Vorgänger. Da stehen extrem poppige Songs neben den druckvollen Gitarrenriffs aus dem Stück „Blame“. Epische Hymnen treffen auf nachdenkliche Balladen, minimalistische Elektro-Klänge à la Depeche Mode auf groß angelegte Synthies und HipHop-Einflüsse auf Streicher. Dazu ist das Album von Skits durchzogen, die Bastille passend zu den Songs mit befreundeten Schauspielern aufgenommen haben. „Wir wollten, dass sich das Album wie eines unserer alten Mixtapes anfühlt“, erklärt Smith. Deshalb ergibt es auch Sinn, dass Bastille sich nicht in einem teuren Luxus-Studio eingemietet haben, sondern dahin zurück gegangen sind, wo sie schon für ihr Debüt waren: in das winzige, fensterlose Londoner Kellerstudio ihres Produzenten Max Crew. „Wir wollten jetzt zwar anders klingen, aber die Veränderung wollten wir selbst in die Hand nehmen“, so Smith. „Ich finde es wichtig, dass jungen Künstlern die Chance gegeben wird, zu wachsen und ihr Ding zu machen. Vom Artwork übers Tourposter bis zum Facebook-Post – bei uns kommt wirklich alles von uns.“ Noch etwas, dass Bastille wohl viele nicht zugetraut hätten.

Text: Nadine Wenzlick

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