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Bernhard Schlink: Olga

Der große Clou von Bernhard Schlink ist das zweimalige Wechseln der Erzählperspektive.

„Mein Lieber, letztes Jahr wolltest Du vor Weihnachten zurück sein, dieses Jahr wollten es die Soldaten. Auf Euch Männer ist kein Verlass.“ Olga liebt Herbert, doch der verschwindet auf einer Expedition in der Arktis. Aber Olga würde Herbert eh nicht heiraten, denn im Wilhelminischen Reich müsste sie als Ehefrau den Beruf der Lehrerin aufgeben. Bernhard Schlink hat mit seinem neuen Roman nicht nur die Liebesgeschichte einer emanzipierten Frau geschrieben, „Olga“ ist auch ein Zeitpanorama, das vom ausgehenden 19. bis ins beginnende 21. Jahrhundert, von Pommern über Schlesien bis nach Heidelberg reicht. Über kleine Details lässt Schlink das Lebensgefühl der jeweiligen Epoche auferstehen, verhandelt Kriege, die ewige Flucht der Männer in den Heroismus und den Verlust der Frauen, indem er persönlichste Momente erzählt. Das zweimalige Wechseln der Erzählperspektive aber ist sein großer Clou, denn damit macht er seine Heldin schließlich zur mächtigsten Person der Handlung. jw

Bernhard Schlink Olga

Diogenes, 2018, 320 S., 24 Euro

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