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Gespenster: Deutsches Theater, Berlin

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(Foto: © Arno Declair)

Gespensteraustreibung, die zweite: Sebastian Hartmann inszeniert Ibsen

Ein Déjà-vu: Sebastian Hartmann inszeniert Henrik Ibsens „Gespenster“. Der heute 48-Jährige hat sich das Stück schon einmal in Berlin vorgenommen, 1999 trieb er so als Hausregisseur an der Volksbühne die „Gespenster“ von Intendant Frank Castorf aus, emanzipierte sich vom Ruf des Castorf-Epigonen und machte sich beim Hausherr konsequent unmöglich. Wirklich erfolgreich war die Séance allerdings nicht – Castorf blieb weiter im Amt, während Hartmann als Intendant nach Leipzig entschwand, das dortige Theater konsequent gegen die Wand fuhr und sich seither als freier Regisseur nach und nach zurück in die erste Reihe inszeniert.

Das Berserkerhafte und die Wut hat Hartmann im Laufe der Zeit abgelegt, zu Gunsten einer Ästhetik, die weiterhin von Frank Castorfs Dekonstruktivismus zehrt. Ein Castorf-Nachfolger ist Hartmann sicher, als Epigone kann man ihn aber nicht mehr schmähen – entsprechend lässt sich die 99er-Auseinandersetzung mit den „Gespenstern“ langfristig doch noch als gelungen bezeichnen.

Gleichzeitig bleibt die Frage, was Hartmann bei der Wiederbegegnung mit dem Stoff anstellt? Ist das Deutsche Theater womöglich ebenfalls bevölkert von Spukgestalten, denen man sich künstlerisch stellen sollte? In der Neubearbeitung koppelt der Regisseur den Ibsen-Stoff mit Strindbergs „Der Vater“ und Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und schafft so eine „irrlichternde Betrachtung über die Kraft des Vergangenen und eine Zukunft, die sich verschließt“.

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