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Kate Bush: Before the Dawn

22 Abende stand Kate Bush im Herbst 2014 auf der Bühne. Trotz Lampenfieber und konsequenter Verweigerungshaltung.

Man kann es Arroganz nennen oder Selbstüberschätzung, nach 35 Jahren Bühnenabwesenheit sein Comeback mit 15 geplanten Konzerten einzuläuten. Bei Kate Bush war sogar das zu vorsichtig geschätzt. Insgesamt 22 Shows unter dem Titel „Before the Dawn“ spielte die öffentlichkeitsscheue Britin im Herbst 2014 in London. Ein irisierendes Multimedia-Spektakel mit Puppen- und Maskenspielen, aber auch den größten Songs ihrer Karriere. Innerhalb von 15 Minuten waren alle Konzerte ausverkauft und war man nicht selbst einer der Glücklichen, so gab es doch zumindest Bekannte oder Freunde, die das Spektakel live verfolgen durften. Allen anderen blieben die abgewetzten Vinylscheiben oder vom vielen Gebrauch zerkratzen CDs mit Songs wie „Running up that Hill“, „Hounds of Love“, „Cloudbusting“ und und und. Bis jetzt, denn nun veröffentlicht Bush endlich das dazugehörige Livealbum mit den unbearbeiteten Originalaufnahmen. Gegenüber der BBC erklärte die 58-Jährige gerade erst, dass sie unheimlich nervös vor den Konzerten gewesen sei; dass aber erneut Monate im Studio zu hocken, um ein neues Album zu produzieren auch keine Option gewesen wäre. Und so kommen nun auch all diejenigen in den Genuss von Bushs jüngsten Liveauftritten, die nicht in London dabei sein konnten. Und wie soll es anders sein, mit „Before the Dawn“ beweist die Künstlerin, warum sie nicht nur zu Recht für ihr Frühwerk gefeiert wird, sondern eben auch für ihre beiden letzten Alben „Aerial“ (2005) und „50 Words for Snow“. Bei Bush wirk Komplexes leichtfüßig, Elfengesang angriffslustig und das musikalische Spektrum reicht nicht einordbar von Klassik über Pop bis zur Outer-Space-Erfahrung.
Als Kate Bush 1978 mit „Wuthering Heights“ als gerade mal 19-Jährige den Pop des kommenden Jahrtausends einläutete, war es Sex-Pistols-Frontmann Johnny Rotten, der Bushs herausfordernden Gesang für sich als „von unglaublicher Schönheit“ titulierte. Die Sex Pistols lösten sich genau in dem Jahr auf, Kate Bush aber startete eine Karriere, die in Eigensinn und musikalischer Unabhängigkeit mehr Punk als alles andere ist.

Text: Verena Reygers

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