Zum Inhalt springen

Lady Macbeth

Nicht verwandt mit Shakespeares Tyrannen, aber auch durchaus blutrünstig: „Lady Macbeth“ will ihre Freiheit trotz Zwangsehe – notfalls mit Gewalt …

Da sitzt sie in ihrer ultramarineblauen Robe à l’Anglaise auf dem edlen viktorianischen Sofa und schaut uns, die Kinozuschauer, kühl taxierend an. Als wolle sie sagen: Es ist doch gar nichts passiert, ich bin nur die züchtige Ehefrau meines ehrenwerten Gatten. Da hat Katherine (Florence Pugh) allerdings schon drei Menschen ermordet und zwei weitere an den Galgen gebracht. Dabei wollte die junge, frisch zwangsverheiratete Frau doch einfach nur nicht den ganzen Tag im Haus ihren Katechismus studieren, wie es Mann und Schwiegervater befahlen; sie wollte lieber an der von ihr so geliebten frischen Luft sein.

Von einer Selbstermächtigung, die aus dem Ruder läuft, erzählt dieses Spielfilmdebüt des britischen Theaterregisseurs William Oldroyd nach der Novelle „Die Lady Macbeth von Mzensk“ (nicht verwandt oder verschwägert mit Shakespeares Tyrannen). Dass er in seinem in strengen, manchmal betont schönen Bildern gefilmten Morddrama auf jegliche Psychologie seiner immer mehr zur Psychopathin mutierenden Titelfigur verzichtet, das verleiht „Lady Macbeth“ eine immense Seelenkälte. Katherines behauptete Leidenschaft gefriert wie eine Rose im Winter, ihre Mordlust erblüht dagegen wie eine Eisblume. Doch vielleicht ist das auch so gewollt in seiner Aussage: Dass einer Frau – ob wie hier 1856 oder in vielen Ländern der Welt heute noch –, die gefangen ist im frauenverachtenden Patriarchat, nichts übrig bleibt, als zur reuelosen Täterin zu werden, möchte sie denn frei und ungebunden sein. vs

Die Spielzeiten von „Lady Macbeth“ in Ihrer Stadt gibt es hier.

Beitrag teilen: