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Looking

"Looking" porträtiert Lieben und Leben dreier homosexueller Männer in San Francisco – mit einer Selbstverständlichkeit, die im Serienformat neu ist.

Plötzlich hat man drei Freunde weniger: Weil die Einschaltquoten trotz der großen Aufmerksamkeit am Ende eben doch nicht hoch genug waren, setzte HBO die Dramedy „Looking“ nach nur zwei Staffeln wieder ab. Völlig überraschend ist das jedoch nicht, denn die Serie macht eine revolutionäre, für den Handlungsort San Francisco aber durchaus angemessene Setzung: Wenn „Looking“ den charmant naiven Game-Designer Patrick, den zynischen Künstler Augustin und den mit 40 etwa zehn Jahre älteren Kellner Don durch den Alltag begleitet, gehen die Macher davon aus, dass Homosexuelle den Kampf um Gleichberechtigung erfolgreich hinter sich gebracht haben.

Erstmals werden in einer schwulen Serie nicht die obligatorischen Themen wie Coming-out und Diskriminierung hochdramatisch durchdekliniert, vielmehr stehen so vermeintliche Wehwehchen wie Sex und gescheiterte Liebesbeziehungen im Fokus, die in gar nicht so unähnlicher Weise auch heterosexuelle Lebensentwürfe prägen. Überraschend ist da eher, dass ausgerechnet die LGTB-Szene mit dem queeren Ansatz die größten Probleme hatte und ungerechtfertigterweise bemängelt hat, die Serie würde ausschließlich weiße Schnösel aus der Mittelschicht in den Blick nehmen. Doch die drei Freunde sind keine neoliberalen Hipster, sondern charmant unsouveräne Helden, die oft genug mit sich selbst hadern, wenn sie an die Grenzen ihres zu engen Weltbildes stoßen.

Wenn Patrick mit einem mexikanischen Friseur anbandelt oder Don nur Typen abschleppt, die halb so alt sind wie er, werden race, class und age eben doch mitverhandelt – was wohl nicht zuletzt der Mitwirkung von Andrew Haigh im Stab der Drehbuchautoren und Regisseure zu verdanken ist. Natürlich ist es vermessen, eine auf den Massenzuspruch angewiesene HBO-Serie an Haighs queeres Kinomeisterwerk „Weekend“ zu messen. Und doch gibt es Elemente, die an diesen Film erinnern, allen voran die meisterhaften, oft improvisiert wirkenden Dialoge, bei denen selbst in den banalsten Momenten die ganz großen Fragen plötzlich aufblitzen. Haigh ist es dann auch, der die offenen Fädenmit einem zweistündigen Spielfilm als Ersatz für die nicht realisierte dritte Staffel zusammenbringt. Dann aber ist es endgültig: Man hat drei Freunde weniger. cs

„Looking“ ist als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

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