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Max Annas: Illegal

„Illegal“ von Max Annas ist viel mehr als der ungewöhnlichste Hauptstadtkrimi seit langem.

Keine falsche Bewegung, bloß nicht auffallen, und niemals in eine Polizeikontrolle geraten! Der 31-jährige Kodjo aus Ghana ist seit seiner Scheidung ein Illegaler, lebt mitten in Berlin, doch nur als Schatten in der Gesellschaft. Durch die Angst, entdeckt zu werden, ist er permanent angespannt. Und er ist auf helfende Freunde angewiesen: Tagsüber arbeitet er versteckt in einer Restaurantküche, nachts kommt er bei seiner Freundin unter oder schläft in einem Abbruchhaus in Moabit. Als er dort eines Nachts vom Fenster aus den Mord an einer Prostituierten im Nachbarhaus beobachtet, versucht er instinktiv zu helfen und rennt zum Tatort, wo er sowohl auf den flüchtenden Mörder als auch auf eine Hausbewohnerin trifft. Kodjo wird dadurch nicht nur als Verdächtiger am Tatort gesehen, auch der wahre Mörder sieht in dem Augenzeugen eine Gefahr, die er beseitigen muss. So hat nur eine Wahl: Er muss den Täter schneller finden als der ihn …

Auch in seinem dritten Roman thematisiert Krimipreisträger Max Annas das Aufeinandertreffen von Menschen, die auf unterschiedlichen Seiten der Gesellschaft stehen. Doch anders als bei seinen Südafrika-Romanen „Die Farm“ und „Die Mauer“ fehlt diesmal eine räumliche Verengung, die eine Konfliktsituation herbeiführt und unausweichliche Handlungen provoziert. „Illegal“ verrennt sich im nächtlichen Berlin, einiges wirkt konstruiert, nicht jede Wendung ist zwingend. Doch gleichzeitig jagt uns Annas durch eine atmosphärisch dichte Parallelwelt, die für Ausgegrenzte brutale Realität ist. Und das macht „Illegal“ nicht nur zum ungewöhnlichsten Hauptstadtkrimi seit langem, sondern zeigt zudem, dass Max Annas’ gesellschaftliche Versuchsanordnungen auch vor unserer Haustür bestens funktionieren. nh

Max Annas Illegal

Rowohlt, 2017, 240 S., 19,95 Euro

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