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Mein ein, mein alles

„Mein ein, mein alles“ ist ein hochintensives Drama über eine intensive Liebe, die zur zerstörerischen Leidenschaft wird.

Eine erhabene Berglandschaft. Eine Frau steht am Beginn einer Skipiste, schaut skeptisch, dann schwingt sie in die Tiefe. Schnitt. Man sieht die Frau schlafen, auf dem Rücksitz eines Autos. Schnitt. Die Frau steigt aus, schleppt sich in einen Rollstuhl. Erst nach Minuten haben wir die Startszenen von Maïwenns „Mein ein, mein alles“ verstanden: Ein schwerer Skiunfall zwingt Tony (Emmanuelle Bercot), innezuhalten, sich Gedanken über die so leidenschaftliche wie zerstörerische Beziehung zu Georgio (Vincent Cassel) zu machen. Warum haben sie sich geliebt? Wer ist dieser Mann, dem sie so verfallen war? Und wie konnte sie es zulassen, sich dieser erstickenden, zerstörerischen Leidenschaft auszuliefern? Tony hat einen langen Heilungsprozess vor sich, muss wieder alleine gehen lernen – durchaus auch auch emotional.

Regisseurin Maïwenn, die mit dem Polizeidrama „Poliezei“ 2011 schon einen hochintensiven Film über emtionale Überforderung (im Job) gedreht hat, arbeitet sehr speziell: Die Kamera erfasst immer nur einen Teil des Geschehens, manches erschließt sich später, manches bleibt Andeutung. Das Ergebnis ist das ungemein dichte, dokumentarisch anmutende Porträt einer zerbrechenden Ehe. Nicht nur inhaltlich erinnert das an eine heterosexuelle, erwachsene Variante von Abdellatif Kechiches lesbischem Liebesfilm „Blau ist eine warme Farbe“ – auch bei der Zeit, die sich Maïwenn für ihre Szenen nimmt, bei ihrer Bereitschaft zum langsamen und genauen Erzählen ist eine Verwandtschaft festzustellen. Eine bedrückende, mitreißende Lovestory. (vs/fis)

Die Kritik zu „Mein ein, mein alles“ und alle anderen Filme samt bundesweiten Terminen gibt es hier.

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