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Mia Madre

Italiens Meisterregisseur Nanni Moretti erzählt in „Mia Madre“ davon, wie Familie und Kunst so gar nicht unter einen Hut passen – und doch passen müssen.

Bei ihrem Versuch, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, kann die Regisseurin Margherita (Margherita Buy) eigentlich nur Scheitern. Ihr Hauptdarsteller, ein egozentrischer US-Schauspieler mit Starallüren, bringt sie am Set zur Weißglut. Mit ihren Gedanken ist die völlig erschöpfte Margherita ohnehin im Krankenhaus bei ihrer Mutter, deren bevorstehenden Tod sie viel zu spät akzeptiert hat … In Nanni Morettis Film könnten diese beiden Welten kaum disparater sein: Hier der hochemotionale, von Trauer und Schuldgefühlen durchdrungene Familienkosmos, dort der mit satirischer Schärfe und slapstickhaften Situationen gezeichnete Irrsinn des Filmgeschäfts. Diese beiden konträren Welten zermürben nicht nur Margherita, sie fügen sich in diesem zutiefst menschlichem Film auch nicht zu einem harmonischen Ganzen. Das ist aber vom Filmemacher beabsichtigt: Das Sterben eines nahestehenden Menschen ist eine derart existentielle Grenzerfahrung, dass sie zwangsläufig mit der Ordnung des Alltags kollidiert.

Nanni Moretti, seit 30 Jahren einer der führenden Köpfe des italienischen Autorenkinos, hat ein anrührendes Alterswerk gedreht, in das er wie schon oft zuvor Elemente seiner eigenen Biografie einfließen ließ. (ascho/vs)

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