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Schau mich nicht so an

Wieder ein toller Film von einer Regisseurin: „Schau mich nicht so an“ von Uisenma Borchu thematisiert mit geringen Mitteln und vielen Ideen unsere Beziehungsrollen und sexuellen Abhängigkeiten.

Wieder ein spannender, unorthodoxer Film, wieder von einer deutschen Regisseurin – nach Nicolette Krebitz („Wild“) und Maria Schrader („Vor der Morgenröte“) zeigt die mongolischstämmige Uisenma Borchu, dass die aufregendsten einheimischen Filme derzeit von Frauen gemacht werden. Und dabei ist Maren Ades Cannes-Liebling „Toni Erdmann“ noch nicht einmal gestartet (kommt am 14. 7.).

Borchu legt hier ihren Diplomfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München vor. Da „Schau mich nicht so an“ von Sendern und der Filmförderung abgelehnt wurde, konnte Borchu ihr Projekt nur mit geringen Hochschulmitteln und Unterstützung des Vereins Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Fernsehen und Film in München e.V. realisieren. Gut so, denn Borchu wurde unter anderem schon mit dem Bayerischen Filmpreis für Nachwuchsregie ausgezeichnet!

„Du hast noch nicht so oft gefickt, oder?“, fragt Hedi (Borchu selber) den Typen, den sie gerade irgendwo in einer Bar aufgegabelt hat, kurz bevor sie ihn rausschmeißt. So roh, so unverblümt ist der ganze Film. Die Nachbarinnen Hedi und Iva kommen über Ivas Tochter Sofia ins Gespräch, bald darauf beginnen sie eine intensive Beziehung; als nach Jahren Ivas Vater (Josef Bierbichler) auftaucht, gerät das Verhältnis der beiden ins Wanken. Hedi (und damit auch Regisseurin Borchu) ist dabei Akteurin und Spielmeisterin einer Versuchsanordnung über Beziehungsrollen und sexuelle Abhängigkeiten, provokant in ihrer bildlichen wie verbalen Offenheit und mit viel Mut zur Irritation – nie ist man sich ganz sicher, ob Borchus Inszenierung nun ungelenk oder elliptisch ist. Komplett aus dem Rahmen fallen jedenfalls die Szenen, in denen sich Hedi mit Sofia in ihrem mongolischen Heimatdorf aufhält. Hier fügt Borchu dem Film eine Ebene der Verrätselung hinzu, die der sonstigen Direktheit – wohl bewusst – diametral entgegensteht. Vielleicht die einzige Schwäche dieses bemerkenswerten Debüts. (vs/sb)

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