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Simon Beckett: Totenfang

„Totenfang“ von Simon Beckett ist noch immer nicht der letzte Hunter-Thriller – aber einer der besten

Simon Beckett ist ein Meister darin, entlegene Fleckchen Erde aufzutun, die sich perfekt für vertrackte Morde eignen. Diesmal verschlägt es David Hunter (ja, der Gute darf erneut zur Tat schreiten, auch wenn es nach all den Zwistigkeiten mit seinen Vorgesetzten nicht mehr danach aussah) in die Backwaters, eine wahrlich gottverlassene Gegend in Essex, wo das Leben zwischen Ebbe und Flut stattfindet und Wasser die alles bestimmende Kraft ist. Das muss auch Hunter feststellen, als er eine Abkürzung nehmen will und prompt mit dem Auto im Wasserstrudel stecken bleibt. Hilfe naht von höchst unfreundlicher Seite, was zwischen all den bärbeißigen und scharfzüngigen Dorfbewohnern aber schon kaum mehr auffällt. Und auch der Gutsherr Sir Stephen Villiers strotzt nicht gerade vor Freundlichkeit, als Hunter die im Wasser gefundene Leiche seines lange vermissten Sohnes untersucht. Ob dieser Körper aber tatsächlich Leo Villiers gehört, steht für den forensischen Anthropologen keineswegs fest. Es entspinnt sich eine undurchsichtige Geschichte, in deren Verlauf noch weitere Wasserleichen auftauchen und David Hunter sich über alle arbeitsethischen Gebote hinwegsetzt – wieder einmal. Als wäre Beckett seiner selbst müde, hält er sich mit allzu ekligen Details der Leichenfledderei diesmal zurück, stattdessen nutzt er die tropfnasse Ödnis der Natur, um die Stimmung hin zur Beklemmung zu drücken. Was wie ein klassischer Britenkrimi beginnt, entwickelt zum Ende hin doch noch Thrillerdrive – und ein Cliffhanger lässt Fans aufatmen: Auch dieser Hunter war noch nicht der letzte. es

Simon Beckett Totenfang

Rowohlt, 2016, 557 S.; 22,95 Euro

Aus d. Engl. v. Sabine Längsfeld und Karen Witthuhn

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