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The Gift

Nicht bloß ein weiterer Stalker-Thriller: Joel Edgertons Regiedebüt "The Gift" wirft einen klugen Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Außenseitern.

Das Ehepaar Simon und Robyn (Jason Bateman und Rebecca Hall) ist gerade in einen Vorort von L.A. gezogen. Scheinbar zufällig treffen sie in einem Supermarkt auf Simons alten Mitschüler Gordo (Joel Edgerton, auch Regie). Kurz darauf liegen Geschenke vor der Haustür, und erste Unsicherheiten entstehen: Woher kennt Gordo eigentlich die Adresse? Obwohl Simon und Robyn ein mulmiges Gefühl haben, laden sie ihn zu sich nach Hause ein. Die Stimmung ist zunächst oberflächlich höflich, doch spätestens, als Gordos alter Spitzname „The Weirdo“ im Raum steht, wird die Atmosphäre angespannter …

Wenn Schauspieler hinter die Kamera wechseln, sind die Ergebnisse oft mit Vorsicht zu genießen. Doch es gibt immer wieder Ausnahmen: Man denke an das Meisterwerk „Die Nacht des Jägers“ (1955), einzige Regiearbeit des Schauspielers Charles Laughton, oder an Ben Affleck, der als Filmemacher eine Oscar-gekrönte Zweitkarriere hinlegte („Argo“, 2012). In dieser Reihe steht nun auch der Australier Joel Edgerton, der als Nebendarsteller bislang vergleichsweise unauffällig blieb, dessen Gesicht die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer aber aus Filmen wie Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“ (2012) oder Baz Luhrmanns „Der große Gatsby“ (2013) kennen dürften.

Edgerton inszeniert seinen Stalker-Thriller unreißerisch und hochpräzise. Die zahlreichen Drehbuchwendungen dienen dabei nicht allein dem oberflächlich Spannnungsaufbau – die Täter/Opfer-Konstellation bekommt immer tiefere Risse und es entstehen unbequeme Fragen: Wie werden Menschen in Außenseiterrollen gedrängt und wie geht die Gesellschaft dann mit ihnen um? Damit weist das bemerkenswerte Debüt „The Gift“ weit über die Grunderfordernisse seines Genres hinaus. sb

„The Gift“ ist auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

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