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The Shallows

Frau vs. Hai: „The Shallows“ fügt dem männlich dominierten Überlebensthriller eine genauso taffe weibliche Seite hinzu.

Mensch gegen Natur – ein beliebtes und oft variiertes Kinothema, das aber eigentlich etwas ganz anderes meint, nämlich Mann vs. Natur. Ob Leonardo DiCaprio in „The Revenant“, Liam Neeson in „The Grey“ oder Robert Redford in „All is lost“: Der Urkampf des einzelnen Menschen, der sich gegen die Wildnis und die Unberechenbarkeit der Elemente behaupten muss, ist im Kino ein Kampf der Herren. Nur Sandra Bullock durfte im Weltraumabenteuer „Gravity“ gegen die Naturgewalt Weltall antreten, allerdings wurde ihr George Clooney als Sidekick zugeteilt – auch wenn dieser sich später als Einbildung herausstellte. Blake Lively ist in „The Shallows“ aber tatsächlich allein; eine Möwe mit verletztem Flügel ist ihre einzige Verbündete, während sie nach dem Angriff eines Weißen Hais auf einem Stein ausharren muss, der aus dem Meerwasser ragt – den Hai und die nahende Flut immer im Rücken.

Die Kamera saugt sich zunächst an Livelys gestähltem Bikinikörper fest, der Blick ist dezidiert männlich. Doch die Surferin Nancy bleibt weder passiv noch wird sie im Folgenden zum reinen Blickfang degradiert. In einem angemessen pathetisch inszenierten Akt der Selbstermächtigung wird sie Herr – die männliche Perspektive ist auch in der Sprache fest verankert – der Situation. Sie kämpft und setzt sich zur Wehr, denn niemand eilt zur Rettung herbei, erst Recht kein Mann. Ihr Geschlecht wird unwichtig, ihr Körper dient einzig dem Selbsterhalt. Nancy ist bloß noch ein Mensch, der überleben will, der überleben muss. Jetzt fehlt nur noch, dass auch Filmemacherinnen diesen von „The Shallows“ eingeschlagenen Weg weitergehen – Survivalkino ist nämlich auch hinter der Kamera bisher eine reine Männerdomäne. sb

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