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Unsere kleine Schwester

Niemand blickt derzeit so genau auf familiäre Verhältnisse wie Hirokazu Koreeda – das sensible Drama "Unsere kleine Schwester" ist ein weiterer Beweis dafür.

Mit Filmen wie „Nobody knows“ oder „Still walking“ empfiehlt sich Hirokazu Koreeda schon seit langem als legitimer Erbe der japanischen Regielegende Yasujirô Ozu: Wenige Filmemacher sind derzeit so sensibel und genau in der Beobachtung innerfamiliärer Strukturen. Auf Familienverhältnissen liegt auch diesmal der Fokus von Koreedas neuem Film: In „Unsere kleine Schwester“ treffen die drei Schwestern Sachi, Yoshino und Chika auf der Beerdigung ihres Vaters – den sie selbst seit 15 Jahren nicht mehr gesehen haben – auf ihre jüngere Stiefschwester Suzu. Sie beschließen, sie mit in ihrem Haus in dem Städtchen Kamakura leben zu lassen; Gegenwind gibt es nur von ihrer Mutter, ist Suzo doch ein Kind jener Frau, die mitverantwortlich war für das Auseinanderbrechen der Familie …

Im Rhythmus der vier Jahreszeiten erzählt, webt „Unsere kleine Schwester“ Themen wie Vergänglichkeit oder den Stellenwert von Ehre und Tradition in der heutigen japanischen Familie fast beiläufig in seine sorgfältigen Charakterstudien ein – ein Melodram bar jeder Melodramatik. Koreeda ist virtuos darin, die emotionalen Verstrickungen seiner Figuren gerade so sehr herauszukehren, dass wir sie noch erspüren – ein Meister der geflüsterten Gefühle, der seinem Publikum zu viel Vertrauen entgegenbringt, um es manipulieren zu wollen, der seine Charaktere zu sehr liebt, um sie zum Spielball aufgesetzter Drehbuchwendungen zu machen. (sb)

„Unsere kleine Schwester“ ist ab 17. 6. auf DVD im Handel erhältlich.

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