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Unterwerfung: Deutsches Schauspielhaus, Hamburg

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(Foto: Klaus Lefebvre)

Kontroverse, Kontroverse: Am Hamburger Schauspielhaus kommt Houellebecqs Skandalroman zur Uraufführung.

Soll niemand sagen, dass es sich Schauspielhaus-Chefin Karin Beier einfach machen würde. Erst im Dezember inszenierte sie mit „Schiff der Träume“ einen Kommentar auf das multikulturelle Europa, dessen Ratlosigkeit einerseits sympathisch daherkam, das Schauspielhaus andererseits aber auch angreifbar machte. Und wie als Kontrapunkt zu diesem (formal überzeugenden) Abend jetzt die Deutschsprachige Erstaufführung von Michel Houellebecqs voriges Jahr erschienenem Roman „Unterwerfung“.

Wir schreiben das Jahr 2022: In Frankreich greifen die Rechtsradikalen während der Wirtschaftskrise nach der Macht. Worauf sich Konservative und Sozialisten verbünden und einen gemäßigten Islamisten der Muslimbruderschaft zum Präsidenten wählen. Der die Krise mit Wirtschaftshilfe aus den Golfstaaten beendet, dafür aber das öffentliche Leben islamisiert. Den Franzosen ist’s gleich – Hauptsache, sie haben es bequem …

Angesichts islamistischen Terrors in Paris kommt „Unterwerfung“ mit einiger Tagesaktualität daher, die ein wenig verdeckt, dass Houellebecq hier einen klassischen rechten Topos bedient: die Vorstellung von einem arabisch kolonialisierten Europa. Da muss eine Inszenierung erstmal einen Umgang mit finden, aber, wie gesagt, leicht macht es sich Beier ja ohnehin nie. „Unterwerfung legt sie als Monolog des hochgelobten Schauspielers Edgar Selge an, der seit der Titelrolle in Jan Bosses legendärem „Faust“ (2004) nicht mehr in Hamburg zu sehen war.

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