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Verleugnung

Wie geht man am besten mit Trump, AfD und anderen Rechtspopulisten um? Der Gerichtsfilm "Verleugnung" liefert erhellende Antworten.

Im postfaktischen Zeitalter steht die Wahrheit immens unter Druck: Gefühlte Wahrheiten verdrängen die Tatsachen; AfD, Pegida und die sogenannten Reichsbürger ignorieren Fakten und biegen sich hochaggressiv und populistisch ihre eigenen Wahrheiten zurecht. Fake-News überfluten die sozialen Netzwerke und das gesamte Internet, ihr prominentester Verbreiter ist zugleich der mächtigste Mann der Welt, US-Präsident Donald Trump.

Gegen rechten Hass, so scheint es, gibt es derzeit kaum ein wirksames Gegenmittel. Und das soll jetzt ausgerechnet ein Hollywoodfilm sein? Ja, „Verleugnung“ ist der Film der Stunde. Er erzählt die Geschichte des Gerichtsprozesses, den der Holocaustleugner David Irving (im Film: Timothy Spall) im Jahr 2000 gegen die jüdische Holocaustforscherin Deborah Lipstadt (Rachel Weisz) führte, wegen Verleumdung. Lipstadt hatte Irving in ihrem Buch „Leugnen des Holocaust – Rechtsextremismus mit Methode“ als Faktenverdreher und Geschichtsverfälscher bezeichnet. Irving verklagte sie 1996, in Großbritannien. Dort kennt das Justizsystem das Unschuldsprinzip nicht: Bei einer Verleumdungsklage liegt die Beweispflicht beim Angeklagten, nicht beim Kläger.

Ausgehend von dieses Konstellation entwirft „Verleugnung“ praktisch ein Handbuch für den Umgang mit Geschichtsrevisionisten, Rassisten und Antisemiten. Lipstadts Anwälte Richard Rampton (Tom Wilkinson) und Anthony Julius (Andrew Scott) haben eine klare Strategie: Sie wollen beweisen, dass Irving wirklich ein Lügner und Verfälscher ist, Lipstadt somit Recht hatte, und Irvings Klage scheitert. Eine Gratwanderung, denn sie dürfen sich nicht darauf einlassen, den Holocaust beweisen zu wollen – damit würden sie Irvings Klage und seiner Behauptung, dass die Shoah eine Erfindung der Juden sei, eine Berechtigung geben. Verlieren dürfen sie den Prozess aber auch nicht, sonst wäre die Leugnung des größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte salonfähig.

Daher lenken die Anwälte den Fokus weg von Lipstadt, hin zu Irving. Sie bieten ihm keine Möglichkeiten, sich zu produzieren, sie nehmen ihm die Bühne. Das Rechtssystem entzieht den Hassern und Weltbedrohern ihren Nährboden, indem es sich nicht auf deren Spielchen einlässt und eigene Spielregeln aufstellt. Ein Verfahren, über das moderne Medien gerne einmal nachdenken dürfen – sorgen sie doch mit dem Haschen nach dem klickzahlsteigernden Skandal von rechts erst für die kostenfreie Verbreitung von Fremdenhass und verbaler Gewalt. Das Wundermittel, der Zaubertrank der Justiz dabei: Fakten, Fakten und Fakten. Man muss Vertrauen in das demokratische Rechtssystem haben, das wiederholt „Verleugnung“ immer wieder. Dieser mild hollywoodeske, hervorragend gespielte und geschriebene und immens aktuelle Gerichtsfilm ist Inspiration und Ansporn für den zukünftigen Kampf um die Wahrheit. vs

„Verleugnung“ ist ab 25. 8. als DVD und Blu-ray erhältlich.

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