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Wiener-Dog

Anhand eines Dackels und seinen Besitzern entwirft Todd Solondz in "Wiener-Dog" das bitter-komische Porträt eines depressiven Amerikas

Wie einst Robert Bresson in „Zum Beispiel Balthasar“ lädt Todd Solondz die ganze Last der Menschheit auf den Rücken eines Tieres: Anhand eines Dackels, der im Laufe des Films viermal den Besitzer wechselt, entwirft der Independentregisseur („Happiness“, 1998) das bitter-komische Gesellschaftsbild eines depressiven Amerikas.

Der Hund landet in der bürgerlichen Enge einer Mittelschichtsfamilie, bei einer alten Dame im Wald, bei einem frustrierten Drehbuchautor, und auch alte Bekannte des Solondz-Universums tauchen wieder auf – am prominentesten Dawn Wiener, die High-School-Außenseiterin aus „Willkommen im Tollhaus“ (1995), nun gespielt von Greta Gerwig.

Wenn eine der resignierten Figuren nach ihrem Befinden befragt wird, dann ist das Beste, was sie antworten kann, sie habe ja immerhin kein Krebs. Solondz’ unverändert fatalistische Weltsicht wird dadurch erträglich, dass er sich stets mit seinen unzulänglichen, gebeutelten, frustrierten Figuren identifiziert, anstatt auf sie herabzublicken. Und dass er immer wieder Inseln der Humanität in der Wechselbeziehung zwischen Hund und Halter findet. Der Dackel übt ebenso Einfluss auf das Leben der Menschen aus wie umgekehrt, und letztlich – dessen wird man sich hier schmerzlich bewusst – sind wir nur das vermeintlich freiere Subjekt. Todd Solondz macht noch immer die lustigsten komplett hoffnungslosen Filme. sb

„Wiener-Dog“ ist als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

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