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Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand

Aktueller kann ein Krimi kaum sein: „Die schützende Hand“ von Wolfgang Schorlau

Die Rolle der deutschen Geheimdienste nicht nur als Geldgeber speziell für die NSU, sondern auch als Agent Provocateur der rechten Szene überhaupt ist einer der großen politischen Skandale der Republik, deren wir uns als politisch denkende Personen widmen sollten. Wir tun es viel zu selten, und der Skandal hinter dem Skandal ist: Wir sind nicht empört, wir sind gelangweilt. Wolfgang Schorlau will uns aus dieser Lethargie reißen – zu Recht. Er liefert mit seinem neuen Georg-Dengler-Krimi „die Anatomie eines Staatsverbrechens“– sehr gut! Doch die Umsetzung muss kritisiert werden. Fleißig recherchiert Schorlau die Fakten für uns, speziell die um den vermeintlichen Selbstmord der NSU-Killer Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die all die rassistisch motivierten Morde des NSU auf dem Kerbholz haben. Unklar ist ihre vom Bundeskriminalamt und vom Bundesnachrichtendienst behauptete Alleintäterschaft gemeinsam mit Beate Zschäpe. Und völlig unwahrscheinlich ist, dass sie sich am 4. November 2011 in Eisenach selbst erschossen haben – das kann nur der Geheimdienst erledigt haben. Diese Tatsache baut Schorlau mit allen Beweisen perfekt in seinen Krimi ein. Warum der BND und das BKA in diesem Punkt bis jetzt absichtlich lügen, kann auch er nicht erklären. Er will es aber unbedingt. Irgendwie. Und sei es durch die Andeutung einer Verschwörung. Oder warum sonst bringt er die historische Abhängigkeit des BND von den USA in einem eigenen Handlungsstrang ins Spiel, der nichts mit der Story zu tun hat?

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