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Auf einmal

Krimi, Psychothriller, Shakespeare’sches Rachedrama: „Auf einmal“ ist ein souveränes Glanzstück des jungen deutschen Kinos.

Als eine junge Frau unvermittelt auf seiner Party stirbt, sieht sich Gastgeber Karsten (Sebastian Hülk) dem Vorwurf unterlassener oder zumindest falscher Hilfelistung ausgesetzt. Und während er noch unter Schock steht, fängt sein Leben an zu zerbrechen. Familie, Freunde, die Arbeitskollegen in der Bank, die Lebensgefährtin (Julia Jentsch) – mit einem Male stehen alle Beziehungen auf dem Prüfstand. Ungereimtheiten, Verdächtigungen, offene Rechnungen setzen ein Räderwerk in Gang, das nicht mehr zu stoppen scheint.

Der erste deutschsprachige Film der türkischen Regisseurin Aslı Özge („Men on the Bridge“) ist Kriminalgeschichte, Psychothriller und zuletzt ein Rachedrama von Shakespeare’scher Wucht und war zu Recht für viele Kritiker der beste deutsche Berlinale-Beitrag dieses Jahr und weit gelungener als der im Wettbewerb gefloppte „24 Wochen“. Der Film ist schauspielerisch und formal geschlossen und überzeugend. Knappe, präzise Dialoge und oft starre Bilder erfassen die Stimmungslagen und Milieus von Russlanddeutschen, Bankangestellten und des kleinstädtischen Großbürgertums. Statt bekannter Musikeffekte sorgt hier ein ausgeklügeltes Sounddesign aus herausgefilterten und akustisch verstärkten Alltagsgeräuschen für thrillerhafte Beunruhigung. „Auf einmal“ ist ein echter Geheimtipp. ascho

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