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Auf Lesereise: Hans Pleschinski

Hans Pleschinski kommt mit seinen neuen Roman „Wiesenstein“ auf große Lesereise.

Wie spricht man mit Menschen, deren Schutz man dringend benötigt? So bestimmt nicht: „Aber haben Sie denn noch immer Ihre Nationalhymne? ,Noch ist Polen nicht verloren …‘ Da-damit sollte man doch keinen Tag beginnen. Da sinkt man ja gleich ho-hoffnungslos ins Bett zurück.“ „Herr Hauptmann!“ „Ist doch wahr. Ein harmloses Völkchen waren Sie keineswegs immer.“ Dass Hans Pleschinski steile Dialoge schreiben kann, ist seit langem bekannt. Wie der Autor von „Königsallee“ und „Ludwigshöhe“ absolut Grausames sensibel schildern und eine Seite später ins komische Fach wechseln kann, beweist er mit diesem Monumentalwerk. Auf 540 Seiten schildert Pleschinski, wie der 84-jährige Schriftsteller und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann mit seiner Frau Margarete in den Wirren des zu Ende gehenden Zweiten Weltkriegs im März 1945 von Dresden nach Osten reist: stur zurück nach Niederschlesien in seine Villa Wiesenstein. Die Sowjetunion annektiert die Ostukraine, die Ukrainer werden in den Osten Polens umgesiedelt und die Polen nach Schlesien: Während all das geschieht und rundum Deutsche für die Verbrechen ihrer Wehrmacht bitter büßen müssen, an Laternen hängend, erschossen, erschlagen, vergewaltigt – bleibt in der Villa Wiesenstein die Zeit stehen. Hauptmann – er wollte mal in die NSDAP eintreten, wurde aber abgelehnt – erhält wegen seines Dramas „Die Weber“ Schutz durch die Sowjets und für das Drama „Finsternisse“ Schutz durch die polnische Administration. Hans Pleschinski haucht dieser schillernden Figur der deutschen Literatur mitsamt Familie und Dienstpersonal verdammt viel Leben ein. Bis zu Hauptmanns Tod am 6. Juni 1946. jw

Hans Pleschinski Wiesenstein

C.H. Beck, 2018, 554 S., 24 Euro

25. 9. Oldenburg

8. 10. Bad Essen

9. 10. Bielefeld

10. 10. Wesel

 … Lesereise wird fortgesetzt

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