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Blood Incantation: Hidden History of the Human Race

Auf „Hidden History of the Human Race“ machen Blood Incantation einen Quantensprung in Sachen Songwriting: ihr Death Metal ist zu keiner Sekunde stilistisch innovativ, dafür dynamisch und meisterhaft umgesetzt.
(Dark Descent Records)

„Hidden History of the Human Race“ ist ein Quantensprung für Blood Incantation: maßvoll und gleichzeitig dynamisch, ein kompositorisches Meisterstück.

Ihr Debütalbum „Starspawn“ liegt drei Jahre zurück, und jedes Jahr, das sich Blood Incantation genommen haben, um ihren kosmischen Death Metal zu perfektionieren, ist vom ersten Moment an zu hören. Schon „Starspawn“ war inspiriert und technisch eindrucksvoll, doch wirkten die Wechsel von brutal komprimierter Rifferei zu frei stehenden Elegien mitunter forciert, obwohl die Band in beiden Teilen für sich genommen gleichermaßen natürlich wirkte.

Blood Incantation meistern ihre Ambitionen

Gleich zu Beginn von „Hidden History of the Human Race“ zeigen Blood Incantation, dass sie diesen dramaturgischen Widerspruch in ihrem Stil mittlerweile gebändigt haben: „Slave Species of the Gods“, der erste von bloß vier Tracks, springt mühelos von Riff zu Riff und flechtet dabei kreischende, psychedelische Soli ein, ohne in diesen Richtungswechseln jemals seinen treibenden Spannungsbogen aus den Augen zu verlieren. Die Wechsel, die auf „Starspawn“ noch wie gelegentliches Stolpern im Sound einer Band anmuteten, deren Kompositionen kurz hinter ihren Ambitionen zurückblieben, sind hier meisterhaft gesetzt und tragen den Song, anstatt ihn zu verstellen. Obwohl die anfängliche Dichte von „Slave Species“ Gefahr laufen könnte, mit jähen Brüchen zu desorientieren, verzetteln sich Blood Incantation zu keinem Zeitpunkt, sodass der Song nicht frustriert, sondern fasziniert und wiederholtes Hören einfordert.

„Hidden History of the Human Race“ spielt sich vom Mikro- zum Makrokosmos

Einen leichteren Einstieg bieten das nicht minder komplexe, aber aufgelockertere „The Giza Power Plant“ und die erste Single: das verhangene, beinahe in Postrock abdriftende Meditationsstück „Inner Paths (to outer Space)“. Überhaupt ziehen Blood Incantation den Spannungsbogen ihres ersten Albums komplett von hinten auf, indem sie sich diesmal vom Mikro- zum Makrokosmischen wenden und im Zuge dessen die Songs immer weiter öffnen: am Ende steht dann das absolute Highlight der Platte, das exzessive, brillante, 18-minütige „Awakening from the Dream of Existence to the multidimensional Nature of our Reality (Mirror of the Soul)“. Der Titel sagt dann auch eigentlich schon alles, was man über „Hidden History of the Human Race“ wissen muss: ein versponnenes, aber mit Bedacht dynamisch optimiertes Meisterstück einer Band, die bisher noch damit gerungen hat, ihre zahlreichen Ideen kompositorisch zu fassen.

Jonah Lara

„Hidden History of the Human Race“ erscheint heute. Das Album könnt ihr bei Amazon kaufen.

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