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Die Jungfrau von Orleans: Deutsches Schauspielhaus, Hamburg

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(Matthias Horn)

Taliban? IS? Tilmann Köhler inszeniert in Hamburg Schillers "Jungfrau von Orleans" als religiösen Wahn.

Wir befinden uns in einem Bergdorf. Eine Bauerntochter hat eine Vision: Gott befiehlt ihr, das Hirtenleben aufzugeben und in den Krieg zu ziehen, um Ungläubige abzuschlachten. Taliban? IS? Nein, es ist Schillers von katholischer Schwärmerei durchdrungene „Jungfrau von Orleans“, die in Hamburg zur Gotteskriegerin wird.
Der immer noch junge Regisseur Tilmann Köhler holt Schiller am Deutschen Schauspielhaus in die Gegenwart, ohne allzu penetrant auf Aktualisierungen zu setzen – es reicht, darauf hinzuweisen, dass andernorts das Mittelalter fröhlich in die Gegenwart hinüberlappt, dann passt das schon, um ein perfekt gegenwärtiges Theater zu machen. Außerdem hat Köhler mit Anne Müller eine Hauptdarstellerin, die genau das richtige Maß an Androgynität, Idealismus und in den Wahnsinn stürzenenden Fanatismus mitbringt, dass man ihr den religiösen Blutdurst abnimmt.

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