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Die Augen des Engels

Michael Winterbottoms Drama über Sensationslust und die Erzählmechanismen der Hollywoodindustrie.

Der Titel spielt auf den Spitznamen an, die die Boulevardmedien der US-Studentin Amanda Knox gaben, die 2014 für den Mord an einer britischen Austauschstudentin in Perugia zu 28 Jahren Haft verurteilt und gerade endgültig freigesprochen wurde. Michael Winterbottom nähert sich dem Kriminalfall auf eher bedächtige Weise: Im Mittelpunkt seines Tatsachendramas steht ein junger Regisseur (Daniel Brühl), der einen Film über den Mord an einer britischen Studentin in Siena drehen will, bei seinen Recherchen allerdings in eine handfeste Sinnkrise schlittert.

Ausgehend von dieser Prämisse nimmt „Die Augen des Engels“ nicht nur das rücksichtslose Vorgehen der Medien und die allgemeine Sensationslust, sondern auch die Erzählmechanismen der Hollywood-Industrie in den Blick. Das Verbrechen an sich tritt dabei in den Hintergrund, was all jene enttäuschen dürfte, die auf einen reißerischen True-Crime-Thriller gehofft hatten. Interessant ist der Film dennoch, da es Winterbottom gelingt, den pittoresken Handlungsort als düsteren Seelenspiegel zu inszenieren – Nicolas Roegs Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ lässt grüßen. Weniger passend sind einige plakative Albtraumsequenzen und die recht unmotiviert eingebauten Verweise auf Dantes „Göttliche Komödie“. (cd)

Ab sofort ist „Die Augen des Engels“ als DVD und Blu-ray erhältlich.

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