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Die Hände meiner Mutter

Der Ingenieur und Vater Marcus erinnert sich plötzlich an den sexuellen Missbrauch durch seine Mutter.

Die Hände der eigenen Mutter, die assoziiert man meist mit Wärme und Geborgenheit. Die Hände im Titel des neuen Films von Florian Eichinger haben aber eine andere Bedeutung: Auf einer Familienfeier wird der Ingenieur Markus (Andreas Döhler) mit lange verdrängten Erinnerungen konfrontiert – seine Mutter (Katrin Pollit) hat ihn als Kind sexuell missbraucht. Wie soll er damit umgehen, wie seine Frau Monika (Jessica Schwarz) sich dazu verhalten?

Wie schon in seinen vorherigen Filmen „Bergfest“ und „Nordstrand“ nimmt Eichinger den langen Arm der Gewalt in Augenschein, der auch aus Verdrängen und Wegschauen besteht, doch stehen in seinem bisher unbequemsten und besten Film auch gesellschaftliche Rollenerwartungen und kindliches Urvertrauen zur Disposition. Weder dämonisiert der Film die Täterin dabei noch verharmlost er das Geschehene, erst recht beutet er das diffizile Thema nicht sensationalistisch aus. Als formaler Geniestreich entpuppt sich die Entscheidung, dass der junge Markus in den Rückblenden ebenfalls vom erwachsenen Andreas Döhler gespielt wird: Eichinger umschifft damit die Falle des Voyeurismus und schlägt gleichzeitig eine visuelle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Döhlers Blick hallt dabei lange nach: In ihm sind nicht nur Verstörung und Ratlosigkeit abzulesen, er nimmt auch die Unmöglichkeit vorweg, jemals einen endgültigen Abschluss zu finden – wenngleich der Film auch mit einem sanften Hoffnungsschimmer abschließt.  „Die Hände meiner Mutter“ macht fühlbar, was sonst unsagbar ist. sb

Die Hände meiner Mutter läuft seit 01. Dezember 2016 im Kino. Wo und wann der Film genau läuft, kannst du auf unserer Kinoseite daskinoprogramm.de sehen.

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