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Die Wiesbaden Biennale verlässt das Staatstheater

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(Foto: © Jeva Griskjane)

Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer aktualisieren das verdienstreiche Festival

Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer haben das verdienstreiche aber in die Jahre gekommene Festival „Wiesbaden Biennale: Neue Stücke aus Europa“ erfolgreich modernisiert: Die Anbindung zum Wiesbadener Staatstheater ist zwar noch da, aber die Festivalkuratoren setzen konsequent auf die internationale vernetzte freie Szene und postdramatische Ästhetiken, das Gegenüberstellen von europäischen Bühnensprachen wurde ersetzt durch die Entwicklung eines gesamteuropäischen Theateresperanto.

Das folgerichtig auch nicht mehr zwingend im Bühnenraum stattfindet: Zwar wird auch bei der diesjährigen Biennale unter dem Titel „Bad News“ vom 23. 8. bis 2. 9. das Staatstheater bespielt, gleichzeitig überlagern die Aufführungen die gesamte Stadt. Es gibt Performances im Supermarkt, einer Bankfiliale, in Pornokinos, vor allem aber in der City-Passage (Foto), einem seit 2015 leerstehenden Einkaufszentrum in kaufkraftstarker Innenstadtlage.

An diesem urbanen Nicht-Ort befindet sich das Festivalzentrum, hier finden die künstlerisch reizvollsten Performances statt. Zum Beispiel „Bacantes“, ein schon älteres Stück von Marlene Monteiro Freitas, die hier auf Basis von Euripides’ „Bakchen“ einen „kultischen Ausnahmezustand“ inszeniert. Für Wiesbaden entwickelt die Künstlerin eine eigene Version, die die nutzlos gewordene Shoppingarchitektur neu in den Blick nimmt – als Sturz des Publikums „hinein in die Lust am Abgründigen“.

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