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Ein grüner Junge

Depot © Schauspiel Köln
(© Schauspiel Köln)

Eine Inszenierung von Frank Castorf ist immer noch ein Ereignis

Auch wenn er mit 67 Jahren längst im Rentenalter ist, auch wenn seine Ästhetik immer wieder totgesagt wurde, auch wenn man ihn politisch mittlerweile nur noch als seltsames Irrlicht wahrnimmt: Die Premiere einer neuen Inszenierung von Frank Castorf ist immer noch ein Ereignis. Köln war für Castorf immer ein wichtiges Theater. Hier inszenierte der Ost-Berliner noch vor der Wende im Westen, auch wenn er in den vergangenen Jahren nicht mehr an den Rhein zurückkehrte und auch nach seiner Intendanz an der Berliner Volksbühne lieber in München, Stuttgart und Hamburg arbeitete. Entsprechend ist es eine nicht geringzuschätzende Leistung des Kölner Intendanten Stefan Bachmann, Castorf nach 29 Jahren Abwesenheit zurück an sein Haus geholt zu haben. Der Regiemeister beschäftigt sich hier mit einem Autor, der schon lange zu seinen wichtigsten Inspirationen zählt: Fjodor M. Dostojewski, dessen Romane Castorf schon fast alle auf die Bühne brachte. „Ein grüner Junge“ ist neben Jahrhundertwerken wie „Dämonen“ und „Die Brüder Karamasow“ ein weniger bekannter Roman, für Castorf aber von zeitloser Relevanz: „Ein Entwicklungsroman und eine komplexe Vater-Sohn-Geschichte, vor allem aber ist es eine hochmoderne Studie einer tiefgreifenden Verunsicherung – es gibt keine Gewissheiten mehr, auf Informationen und Beziehungen ist nicht länger Verlass.“ Genau das Richtige für eine Welt aus den Fugen.

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