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Exklusive Videopremiere: „Greylight“ von Francesco Tristano

Am 8. September veröffentlicht Francesco Tristano sein neues Album „Piano Circle Songs“. Vorab zeigen wir exklusiv das Video zum Stück „Greylight“.

Am 8. Septemver veröffentlicht Francesco Tristano sein neues Album „Piano Circle Songs“. Vorab zeigen wir exklusiv das Video zum Stück „Greylight“.

Intim wie nie

Er ist ein Klassikvirtuose und wird auch von der Technoszene gefeiert. Aber wie klingt es, wenn Francesco Tristano sich nackt ans Klavier setzt?

Eigentlich klingt es übertrieben und eingebildet, was Francesco Tristano da sagt: „Wenn ich wollte, könnte ich jeden Nachmittag eine Platte aufnehmen: ein bisschen improvisieren, ein paar Grooves und Samples, fertig.“ Doch spricht hier eben einer, der mit 13 sein erstes Klavierkonzert mit eigenen Kompositionen gegeben hat, der einerseits Prokofjew und Bachs Goldberg-Variationen eingespielt hat und andererseits auch eine etablierte Größe in der Techno- und Eletroszene ist. Der 36-jährige Pianist, Komponist und Produzent aus Luxemburg will nicht aufschneiden, sondern vielmehr betonen, wie sehr ihn „Piano Circle Songs“ gefordert hat. „Allein das Komponieren hat mehrere Monate in Anspruch genommen, und ich habe insgesamt vier Aufnahmesessions gebraucht“, sagt er über ein Album, auf dem ganz reduzierte und vermeintlich simple Klavierkompositionen zu hören sind. „Aber das war eben auch die große Herausforderung: Ich wollte raus aus meiner Komfortzone und ganz nackt am Klavier sitzen.“

Ging es bei Tristanos Klavierspiel bislang immer vor allem um Rhythmus und Groove, übernehmen auf „Piano Circle Songs“ zum allerersten Mal die Melodien die Hauptrolle. „Bei der Produktion musste ich mich sehr beherrschen, nicht einfach wieder das zu machen, was ich eh seit Jahren mache – zumal ich ständig das Gefühl hatte, mir gehen die Melodien aus“, erinnert er sich. Als sich aus einer zufälligen Begegnung ein intensives Gespräch ergab, war plötzlich auch klar, wen Tristano neben sich am Flügel sitzen haben wollte: „Mit Chilly Gonzales war ich sehr schnell einig, dass es das Schwerste überhaupt ist, eine simple Melodie zu schreiben, die richtig gut ist“, und so ist der Pianist und Songwriter auf vier Stücken des Albums zu hören, die Komposition „Tryst“ stammt gar aus der Feder des Kanadiers.

Tristano testete die eigenen Kompositionen nicht nur, indem er beobachtete, ob seine Kinder auf die Melodien reagieren, er ließ sich auch inhaltlich von seinen beiden Söhnen inspirieren. „Kinder durchleben innerhalb eines Tages alle möglichen Gemütszustände, doch wenn sie abends ins Bett gehen, endet der Tag dort, wo er morgens gestartet ist.“ Die Kreisfigur symbolisiert Sicherheit, man hat die Gewissheit, immer wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren – aber dreht man sich dann nicht eben auch im Kreis und tritt auf der Stelle? Da kann Francesco Tristano nur grinsen. „In jedem Song gibt es einen Moment der Unsicherheit: eine Modulation, ein Klangartefakt oder auch ein kompositorischer Schlenker, den man nicht erwartet. So vorhersehbar die Kreisform ist, gibt es eben doch die Zahl Pi, und das ist eben eine unfassbare Zahl, die man nicht genau beschreiben kann.“

Carsten Schrader

 

LIVE

02.09.2017 Bremen, Island Nation Conc. / Piano Circle Songs @ Bremen Festival
06.09.2017 Berlin, Piano Circle Songs @ Funkhaus Berlin
16.09.2017 Bonn, Piano 2.0 / Piano Circle Songs @ Beethovenfest/Telekom Arena
24.09.2017 Frankfurt/M., Alte Oper, „(M)eine Winterreise“ Programm / Piano Circle Songs
21.10.2017 Köln, Philharmonie, Duo w/Moritz von Oswald / Piano Circle Songs

 

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