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Heaven’s Gate

Seiner katastrophalen Produktionsgeschichte zum Trotz ist Michael Ciminos Historienwestern "Heaven’s Gate" ein Meisterwerk, das die Wiederentdeckung unbedingt lohnt.

„Heaven’s Gate“ ist vor allem dadurch in die Filmgeschichte eingegangen, dass Regisseur Michael Cimino („Die durch die Hölle gehen“) mit dem Film nicht nur vorübergehend seine Karriere, sondern beinahe auch sein Studio ruinierte – er sprengte Budget und Drehzeit, die ihm zugesicherte kreative Freiheit nutzte Cimino soweit aus, dass er seinen Produzenten eine fünfeinhalbstündige Fassung vorlegte, die er nur unter Zähneknirschen auf 220 Minuten zusammenstauchte. Ergebnis: Der Spätwestern wurde ein Flop, die Produktionsfirma verkauft, Cimino konnte fünf Jahre lang keinen Film mehr drehen.

Die Verrisse, die der Film 1980 erntete, sind heute aber kaum noch nachzuvollziehen. Eigentlich passt die legendäre Katastrophen-Produktion gut zu dem geschichtlichen Chaos, das dem Film als Kulisse dient. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wollen reiche Viehzüchter die osteuropäischen Einwanderer aus Wyoming vertreiben, Rancher Nathan Champion (Christopher Walken) und Marshall James Averill (Kris Kristofferson) duellieren sich stellvertretend für die beiden Parteien. „Heaven’s Gate“ wirft einen illusionslosen Blick auf die Wurzeln der USA in Ausbeutung, Gewalt und Xenophobie. Am Ende hat auch im Film niemand etwas gewonnen, das amerikanische Kino aber war um ein Meisterwerk reicher – es dauerte nur noch ein bisschen, bis das sepiafarbene, von monumentaler Hybris getriebene Epos die Anerkennung fand, die ihm zusteht. sb

„Heaven’s Gate“ ist als Blu-ray-Mediabook inkl. DVD im Handel erhältlich.

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