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Ich und mein Selfie

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Christian Schad. Selbstbildnis, 1927 (© Christian Schad Stiftung Aschaffenburg)

Wer will ich sein? Die Ausstellung „Ich und mein Selfie“ in Lübeck wirft einen Blick auf mehrere Jahrhunderte Selfiekultur.

Duckface, Thigh Gap, beim Sport, beim Essen, beim Zähneputzen – Selfies sind das Kommunikationsmittel der Stunde, um der Welt klar zu machen, wer man ist (oder gerne wäre). Eine ganz neue Entwicklung ist das allerdings nicht, der Unterschied ist nur, dass man früher für ein Selbstporträt Tage, Wochen oder sogar Monate brauchte, statt nur mal kurz auf den Smartphoneauslöser zu drücken und ein, zwei Filterschichten darüber zu legen. Die Idee dahinter allerdings bleibt dieselbe: Selbstinszenierung, bisweilen auch Selbstreflexion, und die Betonung der eigenen Stellung innerhalb der Gesellschaft. Die 2005 verstorbene Kunstsammlerin Leonie Freifrau von Rüxleben hatte ein großes Faible für Künstlerselbstporträts und vermachte ihre Sammlung den Lübecker Museen. In der Kunsthalle St. Annen werden nun noch bis 10. März unter dem Titel „Ich und mein Selfie. Künstlerselbstporträts von Liebermann bis Immendorf“ Werke von der Moderne bis Heute gezeigt, darunter Selbstporträts von Max Liebermann, Otto Dix, Salvador Dali, René Magritte oder Käthe Kollwitz ebenso wie Armin Mueller-Stahl, Udo Lindenberg oder Jörg Immendorff. Lindenberg porträtiert sich selbst mit Köfferchen und – na klar – Hut, Immendorff mit Farbpaletten, Elvira Bach mit einem sprießenden Pflänzchen. Und Christian Schad (unsere Abbildung), nun, der versucht die Welt mit Brusthaar, nackten Tatsachen und gestrengem Blick von sich zu überzeugen. Hart am Duckface, irgendwie.

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