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Isle of Dogs – Ataris Reise

Wes Anderson, der König des skurril-zuckrigen Indiefilms, hat mit "Isle of Dogs" einen Animationsfilm über Hunde gedreht – und wird politisch wie nie.

So unverwechselbar Wes Andersons Stil ist, so groß ist die Gefahr der Übersättigung. Es kommt „Isle of Dogs“ zugute, dass sich der Regisseur für seinen Animationsfilm vier Jahre Zeit gelassen hat: Die puppenhausartigen Tableaus und detailversessenen Wimmelbilder, der lakonische, manchmal fast ins Depressive hinübergleitende Witz – das sind auch in „Isle of Dogs“ die Charakteristika, nur dass die pastellgrellen Farbkontraste von „Grand Budapest Hotel“ (2014) einer vergleichsweise dunklen Szenerie weichen müssen: Trash Island, eine von Müllbergen gesäumte Insel, auf die sämtliche Hunde Japans ausgesetzt werden, nachdem der katzenliebende Bürgermeister Kobayashi ein entsprechendes Dekret erlassen hat. Eines Tages landet der Junge Atari mit seinem Flugzeug auf der Insel – und macht sich gemeinsam mit den Hunden um Anführer Chief auf die Suche nach seinem vierbeinigen Leibwächter Spot …

Ein Autokrat, der die Menschen durch Fake News gegen eine ganze Gruppe aufbringt: Natürlich ist es gewollt, dass sich in der Verstoßung der Hunde auch der erstarkende Rassismus spiegelt. Ausgerechnet diese Gleichung geht nicht ganz auf, erreichen die Hunde ihre Freiheit doch durch Redomestizierung – den Übergang vom einen ins andere Abhängikeitssverhältnis reflektiert Anderson aber zu wenig mit. Trotz dieser Übertragungsprobleme fühlt sich sein Stil mit „Isle of Dogs“ wieder frischer an, und das, obwohl er Andersons wohl konventionellster Film ist: eine klassische Heldenreise und Abenteuergeschichte. msb

Wenn man den Titel „Isle of Dogs“ ausspricht, hört sich das nicht zufällig wie „I love Dogs“ an. Frei nach diesem Motto haben wir die Top 3 unserer liebsten Hundefilme zusammengetragen.

Umberto D. (1952)

Vittorio De Sicas neorealistischer Klassiker über den pensionierten Umberto D., der sich im Italien der Nachkriegszeit nicht mehr zurechtfindet – und nur von seinem Beagle Flike emotionale Zuwendung erfährt. Das Ende gehört zu den herzzerreißendsten der Filmgeschichte.

Die Hunde sind los (1982)

Dem harmlosen deutschen Titel zum Trotz: „The Plague Dogs“, so heißt der Zeichentrickfilm im Original, ist alles andere als ein Abenteuerfilm für Kinder. Ein Labrador und ein Terrier flüchten aus einem Tierversuchslabor und müssen nun in Freiheit überleben – obwohl die Hunde sprechen können, ist der Tonfall düster, hart und realistisch.

Fluke (1995)

Nach seinem Tod wandert die Seele eines Geschäftsmannes in den Körper eines Hundewelpen. Auf den ersten Blick familientaugliches Fantasyabenteuer, nimmt „Fluke“ mehr als nur eine erstaunliche Wendung: vom niedlichen Kinderfilm wird er zum Melodram – um schlussendlich als existenzialistische Fabel zu enden.

„Isle of Dogs – Ataris Reise“ ist als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

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