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„Judy“: Renée Zellweger kann mehr als Bridget Jones

Renée Zellweger kennen die Meisten vor allem als Schokoladenfan Bridget Jones. In dem Biopic „Judy“ glänzt sie nun als Hollywoostar Judy Garland.

Willkommen im Jahr 2020!

Aber: Im Jahr 1968 ist die Karriere des Weltstars in den USA auf dem Tiefpunkt: Judy Garland (Renée Zellweger) gilt als zu unzuverlässig, um mit ihr arbeiten zu können, und die Schauspielerin ist faktisch obdachlos. Das Hotel, in dem sie mit ihren beiden Kindern lebt, wirft sie wegen unbezahlter Rechnungen auf die Straße. In London aber gilt sie noch etwas. Von der Konzertserie in einem Theater erhofft sie sich einen Neustart und Geld genug für eine eigene Wohnung, um nicht das Sorgerecht zu verlieren. Doch so fahrig, wie Judy Garland wirkt, soviel Kraft sie benötigt, um den Schein der starken Frau aufrecht zu erhalten – das lässt Schlimmes befürchten. Und wenn sie die Proben ausfallen lässt und angetrunken auf die Bühne geschoben werden muss, hat Rupert Goolds Biopic beim Zuschauer bereits den größtmöglichen Nervenkitzel und Mitgefühl für Judy Garland ausgelöst. 

Renée Zellweger ist Oscar-reif

Die nächsten Filmminuten, gedreht in einer ununterbrochenen Einstellung, reichen schließlich aus, um Renée Zellweger zu recht für die nächste Oscar-Verleihung ins Gespräch zu bringen. Ängstlich und zittrig setzt sie die ersten Töne von „All by myself“ an, wagt zaghafte Schritte über die Bühne, um sie dann mehr und mehr einzunehmen und sich schließlich mit der ganzen Kraft ihrer Stimme aufzubäumen. Spätestens jetzt ist klar: Ohne das Scheinwerferlicht und die Liebe ihres Publikums ist Judy Garland nicht überlebensfähig. Doch auch, wenn dieser erste Abend ihres Engagements letztlich gut über die Bühne gegangen ist – die nächsten Enttäuschungen und Erniedrigungen lassen nicht lang auf sich warten.

Judy Garland: Ein Opfer Hollywoods?

Diese bis in die Nebenrollen differenziert gezeichnete BBC-Produktion konzentriert sich ganz auf diesen kurzen Abschnitt in Garlands letztem Lebensjahr. Regisseur Goold ging es weniger darum, ihre Lebensgeschichte nachzuzeichnen; wichtige Stichworte dazu fallen eher nebenbei, etwa auf einer Party von Garlands sich gerade im Karrierehöhenflug befindlichen ältesten Tochter Liza Minnelli oder bei einem entwürdigenden TV-Interview. „Judy“ ist vielmehr die mit emotionalen Shownummern angereicherte Charakterstudie einer gebrochenen Hollywood-Ikone, die mit Depressionen, Sucht und schwindender Selbstachtung kämpft. Für Drehbuchautor Tom Edge ist Garland nicht zuletzt ein Opfer des Hollywoodsystems. In einer Handvoll technicolorfarbener Szenen blendet der Film zurück zu den Dreharbeiten von „Der Zauberer von Oz“ im Jahr 1939 – und zeigt, wie Garland damals als Kinderdarstellerin vom Studioboss Louis B. Mayer emotional erpresst, mit Schlafmittel und Diätpillen abgefüllt, zu 18-Stunden-Arbeitstagen verdonnert und um ihre Kindheit gebracht wird. 

So erhält der Filmhit „Somewhere over the Rainbow“ noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Und wenn Renée Zellweger als Judy Garland schließlich bei diesem Song die Stimme wegbricht – dann hält man auch als Zuschauer den Atem an. ascho

„Judy“ kommt am 2. Januar ins Kino.

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