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Julieta

Pedro Almodóvar kehrt zurück, mit einem Drama, das an seine früheren Film erinnert und doch eigenständig ist: „Julieta“

Julieta liebt Xoan. Dann stirbt Xoan, und Julieta wird nur durch ihre Tochter Antía aufgefangen. Bis Antía eines Tages verschwindet und die Mutter in den Strudel ihrer Erinnerungen stürzt … Was erkennen wir hier alles wieder: die Mutter, die durch einen Unfall aus ihren familiären Zusammenhängen gerissen wird, ist uns aus „Alles über meine Mutter“ bekannt, das Motiv der zerrissenen Fotos aus „Zerrissene Umarmungen“, die Schönheitschirurgie aus „Die Haut, in der ich wohne“, die Geliebte im Koma aus „Sprich mit ihr“ und so weiter.

Pedro Almodóvars 20. Film ist ein großes Déjà-vu, eine Ansammlung von Motiven der Vorgänger, kunstvoll in eine raffiniert verschachtelte Handlung gepackt und von großartigen Schauspielerinnen gespielt, allen voran Emma Suárez als Titelheldin mit Mitte 50 und Adriana Ugarte mit Mitte 20. Was fehlt, ist der früher zentrale queere Aspekt von Almodóvars Filmästhetik. Bis auf starke Farbsymbolik und einen winzigen Hinweis auf weibliche Homosexualität ist er in den Hintergrund getreten; im Gegenteil, streckenweise kommt „Julieta“ als recht unverblümte Feier von heterosexuellem Begehren daher – und findet dafür nicht immer unverbrauchte Bilder. Dafür hat der immer noch bedeutendste spanische Filmemacher sein Interesse an Suspense ausgebaut: „Julieta“ mag formal unspektakulär daherkommen, inhaltlich ist dieses Alterswerk spannend, mit überraschenden Wendungen und einem Schluss, den sich in seinem unbefriedigenden Charakter nur ein ganz großer Regisseur leisten darf. fis

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