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Katja Bohnet: Kerkerkind

Mit ihrem neuen Roman „Kerkerkind“ geht Katja Bohnet mit Viktor und Lopez in Serie.

Kritiker im Fadenkreuz

Katja Bohnet ist als Krimiautorin ziemlich erfolgreich – aber auch ziemlich unzufrieden mit der männlich geprägten Buchbranche. Die Lösung: geile Action!

Katja, mit deinem neuen Roman „Kerkerkind“ gehst du mit Viktor und Lopez in Serie. In deinen Krimis haust du auch schon gern mal auf die Kacke und nimmst turbulente Wendungen. Macht das deine Romane spezifisch?

Katja Bohnet: In der klassischen Belletristik bin ich oft schon ab Seite 100 ein bisschen hirntot, weil einfach nichts passiert. Und komischerweise gibt’s ja auch viele fast superheldenhafte Figuren in der Kriminalliteratur. Bei mir ist das nicht unrealistisch, es ist nur sehr extrem und spielt sich sozusagen an den Rändern des Lebens ab. Man sieht das wohl auch bisschen mit einer Genderbrille. Bei Männern würde man sagen: Boah, geile Action!

Parallel zur Veröffentlichung des Buchs hast du auf herlandnews.com einen Artikel über die Benachteiligung von Frauen geschrieben. Ist das in der Krimiliteratur besonders extrem?

Bohnet: Es ist eindeutig generell ein Problem in der Literatur, aber im Kriminalroman kenne ich mich natürlich besser aus. Wenn man sich eine Weile in diesem Geschäft bewegt und sich die Preise anschaut und wie die Jurys besetzt sind, dann ist das wie ein Schlag auf den Kopf. Was komischerweise von allen Frauen eindeutig so gesehen wird, während es bei den Männern eine ganz große Skepsis gibt, ob dieses Problem überhaupt besteht.

Es gibt aber gefühlt wahnsinnig viele Krimiautorinnen. Oder liege ich da falsch?

Bohnet: Es ist tatsächlich so, dass die Hälfte aller Kriminalromane von Frauen geschrieben wird. Aber die Zahl der Besprechungen liegt bei 1:5, 1:4 zu Gunsten der Männer, und das finde ich erschreckend in Zeiten wie diesen. Wenn man eine Frau ist, kann man auf keinen Krimitisch in den Buchläden mehr schauen, man kann keine Zeitung mehr lesen, man kann keine Sendung mehr auf 3sat gucken, ohne diese Diskrepanz überall festzustellen.

Mein Eindruck war, dass das letzte Jahr von Autorinnen wie Zoë Beck, Simone Buchholz oder Monika Geier stark geprägt war.

Bohnet: Weißt du, warum dir das so vorkommt? Die drei haben Spitzenplätze auf den Krimibestenlisten des letzten Sommers besetzt. Wenn man sich aber klar macht, wie viele Romane diese Frauen schon geschrieben haben, dann ist es eigentlich ein Wunder, dass das nicht schon viel früher passiert ist. Und es ist und bleibt leider eine Ausnahme.

Was denkst du, hast du richtig gemacht mit „Messertanz“? Es war dein Erstling, aber er wurde sehr wohl wahrgenommen.

Bohnet: Das ist ja immer schwierig im Nachhinein zu analysieren, ich habe ja nicht überlegt, wie muss ich das machen, damit dieser Roman gut ankommt. Ich glaube, dass „Messertanz“ ein mutiger Roman ist. Das fehlt häufig auf dem deutschen Krimimarkt: Mut und vielleicht auch keine Perfektion. So ein bisschen eine Scheißegal-Haltung.

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