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Love, Simon

Mit der Outing-Komödie „Love, Simon“ traut sich Hollywood zum ersten Mal an die Selbstfindung einer fiktiven schwulen Filmfigur – und das mit Bravour!

Mit „Love, Simon“ wagt sich zum allerersten Mal eine Produktion eines großen Hollywoodstudios an eine fiktive schwule Hauptfigur, die ihre Identität sucht: Eigentlich läuft’s bei Simon (Nick Robinson). Der 17-Jährige hat wahnsinnig verständnisvolle Eltern und kann mit seiner besten Freundin Leah persönliche Gespräche führen, er ist überall beliebt und hat auch in der Schule gute Noten. Da wäre es eigentlich kein Problem, seinem Umfeld mitzuteilen, dass er auf Typen steht – und trotzdem bekommt Simon das Outing irgendwie nicht hin. Okay, als sie gemeinsam die „Bachelor“-Show ansehen, bezeichnet Simons Vater den Rosenkavalier unbedacht als Oberschwuchtel, und auch von den überwiegend weißen Mittelschichtskids an seiner Highschool müsste er wohl mit ein paar Tuscheleien rechnen …

Regisseur Greg Berlanti verfilmt den Jugendroman von Becky Albertalli ganz im Stile einer US-amerikanischen Coming-of-Age-Tragikomödie – und so nimmt „Love, Simon“ Fahrt auf, als der Held beginnt, sich über einen anonymen Chat mit einem ebenfalls schwulen Mitschüler auszutauschen, Simons Tarnung durch ein Missgeschick jedoch auffliegt und er vor der gesamten Schule zwangsgeoutet wird. Mit großer Leichtigkeit und viel Witz porträtiert Berlanti die Nöte seines vermeintlich privilegierten Helden; er veranschaulicht den psychischen Druck durch digitale Vernetzung. Und indem er Simon in Gedanken immer wieder durchspielen lässt, wer sein ebenfalls schwuler Mitschüler sein könnte, entlarvt er die Regeln des Sich-Verliebens. Und auch dass „Love, Simon“ mitunter wie ein mit liberalem Wunschdenken konzipiertes Planspiel wirkt, ist wegen der filmhistorischen Signalwirkung entschuldbar. cs

Die Vorstellungen von „Love, Simon“ in Ihrer Stadt gibt es auf daskinoprogramm.de

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