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Klez.E: Desintegration

Das vierte Album der Berliner Band Klez.E ist sehr viel mehr als einfach nur ein Cure-Zitat

Natürlich ist nicht alles nur Zitat auf dem vierten Album von Klez.E. Doch wenn Sänger Tobias Siebert nach sieben langen Jahren endlich mal wieder das Gefühl hatte, das aktuelle Projekt And The Golden Choir einen Moment lang anzuhalten zu müssen, um mit seiner deutschsprachigen Band etwas zu sagen, dann weil ihm das Entsetzen über die politische Situation im November 2015 mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert hat: Plötzlich war da diese Parallelität vom Sehnsuchtsort BRD vor dem Mauerfall und der vermeintlichen Freiheit in Deutschland und der Europäischen Union heute. Als 1989 die Mauer fiel und das Album „Disintegration“ von The Cure erschien, war Siebert gerade mal 14. Der im Osten Berlins aufgewachsene Siebert brauchte nicht lange, um den Zerfall des Sozialen zu bemerken und zu erkennen, dass das kapitalistische System seinen Bedürfnissen nicht entsprach. „Ich habe angefangen, meine bunten Klamotten auszuziehen und nur noch schwarz zu tragen, mir die Haare zu zerraufen und düstere Musik zu hören.“ Klez.E zitieren mit Coverästhetik und Sound die Band um Robert Smith, weil sie bei Siebert aber gerade nicht zu einem Abtauchen in Selbstmitleid geführt hat: Sie hat ihn zum Nachdenken gebracht und politisiert. „Ich habe den Job aufgegeben, der mich mich unglücklich gemacht hat, und ein Studio gegründet.“ So weit das Zitat. Natürlich haben schon Bands vor Klez.E gezeigt, wie zeitgemäß quengelige Postpunkgitarren und schwere, zählflüssige Synthieklänge mittlerweile wieder sind. Es sind vor allem Texte wie „Schwarz“ mit denen Siebert so gnadenlos und direkt auf das Jetzt zielt: „Schaut wie es überall auf der Welt explodiert / schaut wie der Teufel beflügelt aus uns zielt / wie uns das Ende dieser Welt fasziniert / oh du fröhliches Reich/ oh du seeliges dünnes Eis/ Antidepressiva.“ cs

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