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Les Misérables: Berliner Ensemble

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(Foto: Matthias Horn)

Um was geht es hier eigentlich? Frank Castorf inszeniert am Berliner Ensemble

Er ist wieder da! Der ehemalige Volksbühnen-Intendant Frank Castorf inszeniert wieder in Berlin. Und zwar Victor Hugos monumentalen Roman „Les Misérables“, der ein Gesellschaftspanorama vor den gewaltsamen Umwälzungen im Paris des Jahres 1832 entwirft.

Was natürlich ein Stoff ist, wie gemacht für Castorf: überbordend, schillernd, sinnlich, politisch unzuverlässig. Hier kann der bedeutendste deutschsprachige Regisseur der vergangenen Jahrzehnte noch einmal all das ausspielen, was sein Theater ausmacht, seine Wut über die Verhältnisse, sein ambivalentes Verhältnis zum Text, seine Leidenschaft und seine intellektuelle Schärfe.

Bloß: Darum geht es nicht, wenn der 66-Jährige im Jahr eins nach seiner Demission als Volksbühnen-Intendant wieder in der Hauptstadt arbeitet. Denn Castorf ist hier längst eine Legende, und die Umstände des Leitungswechsels an der Volksbühne sind so hochpolitisiert, da kann er am Berliner Ensemble nicht einfach seine Qualitäten als Regisseur ausspielen und eine so spannende wie kontroverse Gastinszenierung abliefern, als ob man in Wien, Hamburg oder Stuttgart wäre.

Nein, Berlin ist heiliger Boden für das Castorf-Theater und als Verteidigung dieses heiligen Bodens muss die Produktion am lange verachteten Berliner Ensemble auch gesehen werden. Die Verwerfungen, die in „Les Misérables“ zum Volksaufstand führen, sind die Verwerfungen, unter denen Berlin-Mitte aktuell leidet, und die zerstörerische Lust, die die Protagonisten in Hugos Roman erleben, ist die Lust, mit der Castorf sich hier ins Getümmel wirft.

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