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Maria

Thalia Theater Hamburg

Körperliche Direktheit trifft auf halb desillusionierte Labour-Perspektive.

Der britische Dramatiker Simon Stephens bringt seine Stücke mittlerweile regelmäßig in Deutschland zur Uraufführung. Zumindest, wenn Sebastian Nübling als Uraufführungsregisseur zur Verfügung steht. Dessen sehr körperliches, direktes Theater kontrastiert perfekt mit Stephens’ Kitchen-Sink-Realismus aus halb idealistischer, halb desillusionierter Labour-Perspektive. Am Thalia koppelte Nübling vor zweieinhalb Jahren Stephens’ „Rage“ mit Elfriede Jelineks „Wut“, was ein hübsch destruktives Doppel der sich radikalisierenden Mittelschicht darstellte (und das seine Fortsetzung vorige Saison in Nüblings Sicht auf Williams’ „Tod eines Handlungsreisenden“ fand). „Maria“, Stephens’ jüngstes Stück, ist das Porträt einer jungen Frau, die exemplarisch für das 21. Jahrhundert steht: Sie bekommt 18-jährig ein Kind, sie schmeißt ihren Job, um per Internet Nähe (ohne Sex!) zu zahlenden Kunden zu simulieren, sie besucht ihre sterbende Großmutter. Ein Triptychon aus Birth, Work, Love und Death. Und damit vollgepackt mit sozialrealistischem Pathos, das Nübling mit seiner zupackenden Theatersprache brechen kann – Stephens weiß schon, weswegen er diesem Regisseur seine Stücke leichtherzig anvertraut. Die Uraufführung leitet die diesjährigen Lessingtage am Thalia ein.

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