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Monika Treut – Female Misbehavior!

Monika Treut ist eine Pionierin des queerfeministischen Kinos in Deutschland. Die DVD-Box "Female Misbehavior!" umfasst vier ihrer Frühwerke.

„Die Perversion des Masochismus wird weder erklärt noch für Verständnis bei den ‚normalen‘ Kinogängern geworben“, urteilte 1985 der katholische Filmdienst über Monika Treuts gemeinsam mit Elfi Mikesch realisierten Debütfilm „Verführung: Die grausame Frau“ über ein BDSM-Studio im Hamburger Hafen – und untermauerte damit nur dessen Notwendigkeit. Die Subversion des Films besteht gerade darin, dass er sich nicht mehr erklären oder gar rechtfertigen will, und dem Hang zur Dialoglastigkeit zum Trotz entfalten die kunstvoll komponierten, blaustichtigen Bilder eine tiefe Wirkung: Visueller Höhepunkt ist der Sex auf einem brennenden Floß, das nachts auf der Elbe entlang treibt.

Etwas redselig beginnt auch „Die Jungfrauenmaschine“, in dem eine Journalistin (Ina Blum) in Hamburg die romantische Liebe erforscht. Als ihr dort die Antworten ausgehen, reist sie nach Kalifornien, wo sie in die sexuellen Subkulturen von San Francisco eintaucht – hier verselbstständigt sich der Film, findet seinen eigenen, freudvollen Rhythmus. Die USA ließ Treut auch in späteren Filmen nicht los, etwa der Vater-Tochter-Komödie „My Father is coming“ oder dem Porträtfilm „Gendernauts“ über verschiedene Menschen in San Francisco, die sich außerhalb normierter Ideen von geschlechtlicher Identität bewegen – eine warme Liebeserklärung an das queer Mecca, in dem sexuelle Vielfalt und Selbstverwirklichung keine Utopien mehr sind. Die wohl größte Qualität der Filme Monika Treuts ist, dass sie das sogenannte Anderssein nicht problematisieren, sondern Sexualität in all ihren Facetten bejahen. Das ist im Kern vor allem eins: humanistisch. sb

Die  DVD-Box „Monika Treut – Female Misbehavior!“ ist im Handel erhältlich.

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