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Moonlight

„Moonlight“ wurde mit dem Oscar für den besten Film des Jahres ausgezeichnet – völlig zu Recht: Die Coming-of-Age-Geschichte des jungen Chiron ist mitreißendes Kino auf der Höhe Zeit.

In Zeiten der Black-Lives-Matter-Bewegung ist ein Film wie „Moonlight“, der sich explizit mit schwarzer Identität befasst, besonders wichtig: In der Art eines Entwicklungsromans erzählt der Oscar-Gewinner von Chiron, der in einem Randbezirk von Miami aufwächst und wie viele vor ihm chancenlos zurückzubleiben droht. Zu Hause vernachlässigt, wird der Drogendealer Juan ein väterlicher Mentor für Chiron, als Teenager sammelt er erste sexuelle Erfahrungen mit einem Mitschüler, der ihn aber später verleugnet. In der Schule wird Chiron gedemütigt, weil er den an ihn gestellten Männlichkeitserwartungen nicht genügt … Der Spagat zwischen Subtilität und Emotionalisierung gelingt „Moonlight“ nicht immer; der dialogintensive Schlussakt bleibt unbefriedigend, weil Regisseur Barry Jenkins der melodramatischen Wende selbst nicht über den Weg traut. Wenn aber der mittlerweile erwachsene Chiron mit dem schmächtigen Jungen von einst kaum noch etwas gemein hat, seine Unsicherheit unter goldenem Zahnschmuck und Muskelbergen aber kaum verbergen kann – dann ist das ein starker Kontrast, der „Moonlight“ nicht nur politische Relevanz, sondern auch Schlagkraft verleiht. sb

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