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Peter Brock: Blutsand

Panik auf dem P-Berg: „Blutsand“ von Peter Brock

Da tropfen Supermuttitränen in den Latte Macchiato: Am Helmholtzplatz in Prenzlberg wird ein Dreijähriger von der Rutsche gesnipert. Kein Versehen – der Täter trifft gezielt von einem Dachboden aus mit einem Scharfschützengewehr, entkommt spurlos und lässt an gleicher Stelle bald schon wieder einen Dreiökokäsehoch tot in den Spielplatzsand plumpsen. Hauptkommissar Reiber – Pfälzer Winzersohn im Beziehungsstress – hetzt mit Mopshündin Juliane zum Tatort und beginnt seine schwierige Tätersuche zwischen Buggys und Biobulletten. Denn hier, wo junge Hipstereltern und poshe Prenzlpüppchen ihre kuschligen Kiezträume in Gründerzeitbauten verwirklichen wollen, gibt es eben auch noch Späti-Sprittis, Hauptstadthippies und Rotfrontrevoluzzer, die sich als Verdrängte und Verlierer der Turbogentrifrizierung sehen und Neid und Hass auf die Neubewohner hegen. Als sich dann auch noch eine militante Bürgerinitiative formiert, wird Reibers Suche nach dem Kinderhasser zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Autor Peter Brock – auch so ein Berliner aus Süddeutschland, Redakteur, selbst Vater – bringt das Gesellschaftsexperiment P-Berg mit süffisanten Schwabenspott und einem Spritzer Stasigrusel auf den Punkt und lässt den sympathischen Reiber samt Team in einem schnellen, wenngleich auch konventionell aufgebauten Hauptstadtkrimi auf alte und neue Spießigkeit treffen. Ein gelungener Auftakt der Krimireihe „Berlin 110“ des Gmeiner-Verlags, bei der namhafte Krimiautoren neue Ermittlerteams durch die Kieze schicken. nh

Peter Brock Blutsand

Gmeiner, 2016, 373 S., 11,99 Euro

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