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Simone Buchholz: Hotel Cartagena

Simone Buchholz veröffenlicht „Hotel Cartagena“.

Simone Buchholz hat ihre Serienfigur Chastity Riley noch nie vor Weltschmerz und Kiezganoven geschont. Doch in „Hotel Cartagena“ ist alles um eine Nummer härter …

Vermutlich wäre alles nicht so schlimm geworden, hätte man die Finger von dem harten Zeug gelassen. Doch Hauptkommissar Faller lässt es zu seinem 65. Geburtstag mal richtig krachen. Die Party steigt, wo man sonst nicht ist: ganz oben, in der Bar im 20. Stock eines Edel-Hotels am Hafen von St. Pauli. Kiez-Rechtsanwältin Chastity Riley und ihre angeschrammelten Kollegen von der Mordkommision sind mit dabei und bekämpfen mit Cocktails statt des üblichen Flaschenbiers den Weltschmerz. Nur der Stepanovic fehlt noch, den seine Eifersucht auf Chastitys zwei Ex-und-doch-wieder-Lover aufhält. Prompt fängt sich Chastity zu ihrer Gefühlsbeduselung auch noch ’ne Blutvergiftung ein, als sie sich an einer Ananas den Daumen verletzt. Doch dann biegt das Leben plötzlich scharf ab: Zwölf Männer mit Uzis besetzen die Bar, nehmen alle als Geiseln. Erst langsam wird klar, was das Ziel der durchgeplanten Aktion ist.

Wer wie Simone Buchholz gleich von Anfang an in die Vollen geht, muss die Spannung halten. Dazu blendet sie über zur nicht minder aufwühlenden Geschichte von Henning, der in den 1980ern Hamburg verlässt, sein Glück in Cartagena sucht und in einen Alptraum gerät, weil er sich auf Deals mit einem Kokain-Kartell einlässt. In ihrem bislang düstersten Roman lässt uns Buchholz wortwörtlich mit Chastity mitfiebern, die den schmerzenden Daumen in Wodka tunkt und zwischen Delirium und Stockholm-Syndrom versucht, ihr Karussell im Kopf zu bändigen und das Schlimmste doch noch zu vermeiden. Auch Bomberjacke, ein Zweithandy in der Stiefelette und Stepanovic als Bruce Willis können den großen Knall der beiden geschickt verbundenen Erzählstränge nicht aufhalten. Da kann natürlich nicht jeder mit nur einem blauen Daumen davonkommen. Das Leben in der Barcardi-Cola-Variante. Hartes Zeug.

Simone Buchholz Hotel Cartagena

Suhrkamp, 2019, 229 S., 15,95 Euro

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