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Strandhaus, später

Der Pianist Niklas Paschburg ist am Meer aufgewachsen. Doch mit seiner Hommage zwischen Klavier und Elektronik hat er gewartet, bis es ein bisschen komplizierter geworden ist.

Wie konnte Niklas Paschburg nur in einem fränkischen Kaff namens Burgoberbach landen? Immerhin ist es gerade mal ein gutes Jahr her, da hatte der in Hamburg geborene Pianist den Kompositionen seiner EP „Tuur mang Welten“ noch plattdeutsche Titel verpasst. „Für mich war es auch eine komplett neue Erfahrung, plötzlich in Süddeutschland und dann auch noch mitten auf dem Land zu leben“, gesteht der 23-Jährige und lacht. „Ein Bandprojekt war der Auslöser, und auch wenn sich das Vorhaben schon nach ein paar Monaten verlaufen hat, bin ich irgendwie da hängen geblieben.“ Er hat sich die Wege weiter gemacht, denn wenn er mit seinem Debüt „Oceanic“ jetzt das langjährige Vorhaben umgesetzt hat, ein Album über die Ostsee aufzunehmen, musste er für einen inspirierenden Strandspaziergang schon ein paar Stunden Anfahrtsweg einplanen. Da ist es nur verständlich, dass er sich ein kreatives Exil gesucht hat, als es ernst wurde. „Ich habe mit der Tourismuszentrale in Grömitz telefoniert, und die haben mich an einen Veranstaltungsraum namens Strandhaus vermittelt, wo es nicht nur ein Klavier gibt, sondern auch einen traumhaften Blick aufs Meer.“ Weil das im Februar für Touristen nicht so wirklich interessant ist, durfte Paschburg mit seinem mobilen Studio einziehen und sein Album aufnehmen.

Immerhin hat sich der logistische Aufwand mehr als gelohnt: War die EP noch stark von Kollegen wie Nils Frahm und Ólafur Arnalds beeinflusst, so hat er auf dem Album bei der Zusammenführung von Klavier und Elektronik seinen ganz und gar eigenen Ausdruck gefunden. „Oceanic“ ist eine Liebeserklärung an das maritime Lebensgefühl, die stark von Paschburgs Field Recordings geprägt ist, aber auch den bedrohlichen Charakter des Meeres nicht verschweigt, wenn Synthie, Samples und Bass Drums sein Klavierspiel zu verschlucken drohen. Und auch wenn das Piano bei den an den Songstrukturen des Pop orientierten Kompositionen natürlich im Mittelpunkt steht, hat sich ein weiteres Instrument ziemlich in den Vordergrund gedrängt. „Weil mein Opa früher zur See gefahren ist, hat er natürlich auch Akkordeon gespielt, und in der kreativen Entstehungsphase der Platte hat er es mir in die Hand gedrückt.“ Doch Paschburg will nichts davon hören, dass er sich damit nur noch fester an die Küstenregion gebunden hat. „Klar, nordischer geht es nicht, und auch wenn ich vom Akkordeon momentan noch so begeistert bin, dass ich es wohl weiter einsetzen werde, will ich auch neue Dinge ausprobieren.“ Tatsächlich ist ihm zuzutrauen, dass er sogar fränkische Blechblasinstrumente in seinen Soundkosmos zu integrieren weiß.

Carsten Schrader

LIVE als Support von WhoMadeWho:

27. 2. Köln, 28. 2. München, 1. 3. Nürnberg, 2. 3. Berlin, 3. 3. Hamburg

7. 7. Hamburg, Elbphilharmonie mit Luca D’Alberto

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