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Suburbicon

Politisch und pastellfarben: Mit „Suburbicon“ hat George Clooney den ersten Film der Trump-Ära gedreht.

George Clooney, Demokrat und Trump-Gegner der ersten Stunde, hat in den letzten Jahren mehr durch politischen Aktivismus von sich reden gemacht als mit seinen Filmen. So ist es auch wenig verwunderlich, dass seine sechste Regiearbeit nicht nur Vorstadtsatire ist, sondern auch eine direkte Antwort auf Trumps Wahlsieg und das Erstarken der Alt-Right-Bewegung. „Suburbicon“ beginnt mit einem 50er-Jahre-Popsong und Bildern einer aseptischen Pastellhölle, weiße Menschen lächeln vor ebenso weißen Häusern – das übersteigerte Idealbild der von rechtskonservativen Kräften vielbeschworenen good old days.

Joel und Ethan Coen schrieben das Drehbuch zu „Suburbicon“ bereits 1986; viele Motive der an sich wenig originellen Story um Mord und Versicherungsbetrug überführten sie in spätere Werke wie „Fargo“ oder „The Man who wasn’t there“. 2015 schließlich nahm sich Clooney des Projektes an – und fügte knapp ein Jahr später gemeinsam mit seinem Co-Autor Grant Heslov einen Subplot um die schwarze Familie Meyer hinzu, die in dem titelgebenden Vorort von der ausschließlich weißen Anwohnerschaft angefeindet und bedroht wird. Die Gegenüberstellung ist klar: Die Meyers sind in der bigotten Scheinidylle als einzige normale Menschen, während sich die im Fokus stehende Musterfamilie Lodge um den erstaunlich sinister aufspielenden Matt Damon selbst zerfleischt und zahlreiche Leichen hinterlässt; nur die Kinder beider Familien verstehen nicht, was um sie herum geschieht – und freunden sich einfach miteinander an.

Sie bleiben das einzige Verbindungsstück zwischen den beiden Handlungssträngen, die sich ansonsten nie wirklich zusammenfügen. Zwischendurch scheint Clooney den tobenden Lynchmob sogar ganz zu vergessen, weil er zu sehr mit der Entwicklung des Thrillers beschäftigt ist. So ist der Film nicht gänzlich gelungen, aber gerade als Schnellschuss interessant: Man merkt ihm an, dass Clooney möglichst zeitnah auf die wiederaufkeimende rassistische Grundstimmung in den USA reagieren wollte. „Suburbicon“ wird vor allem als einer der ersten Filme in Erinnerung bleiben, der sich mit der US-Gesellschaft unter Präsident Trump beschäftigt. Irgendwann, wenn man von den darin aufgegriffenen Zuständen vielleicht wieder in der Vergangenheitsform sprechen kann … sb

Die Spielzeiten von „Suburbicon“ in Ihrer Stadt gibt es hier.

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