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Unterwerfung: Deutsches Theater, Berlin

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(Foto: © Arno Declair)

Stephan Kimmig inszeniert Houellebecq in Berlin.

Michel Houellebecqs voriges Jahr erschienener Roman „Unterwerfung“ ist ein harter Brocken. 2022: In Frankreich greifen die Rechtsradikalen während der Wirtschaftskrise nach der Macht. Worauf sich Konservative und Sozialisten verbünden und einen gemäßigten Islamisten zum Präsidenten wählen. Der die Krise mit Wirtschaftshilfe aus den Golfstaaten beendet, dafür aber das öffentliche Leben islamisiert. Den Franzosen ist’s gleich – Hauptsache, sie haben es bequem …

Angesichts islamistischen Terrors in Paris kommt „Unterwerfung“ mit einiger Tagesaktualität daher, die ein wenig verdeckt, dass Houellebecq hier einen klassischen rechten Topos bedient: die Vorstellung von einem arabisch kolonialisierten Europa. Da muss das Theater erstmal einen Umgang mit finden. Karin Beier machte das im Februar in ihrer Hamburger Uraufführungsinszenierung, indem sie den Stoff mit einer schauspielerischen Höchstleistung ihres einzigen Darstellers Edgar Selge in den Hintergrund schob – aber Stephan Kimmig hat am Deutschen Theater Berlin ein fünfköpfiges Ensemble zur Verfügung, da lässt sich eine gewisse Haltungslosigkeit nicht hinter Handwerk verstecken. Kimmig versucht es mit Geschichtspessimismus: „wir brauchen einen geistigen Neuanfang / wir wissen aber nicht wie und mit was… es ist öde öde / traurig und einsam“, schrieb er im Vorfeld.

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